Das Labirinto della Masone: Natur als Kunst
Die gesamte Anlage von Fontanellato, einschließlich des Labyrints von Masone, ist ein einzigartiger Ort – so einzigartig wie der Mann, der ihn erdacht hat. Bei diesem Mann handelt es sich um Franco Maria Ricci, der 1937 in Parma geboren wurde und 2020 hier starb. Franco Maria Ricci war eine herausragende Persönlichkeit der italienischen Kulturszene, Grafiker, Sammler und Gründer der Kunst- und Literaturzeitschrift FMR, den Inizialen seines Namens.
Der alte Bauernhof der Familie wurde zu einem Heiligtum der Schönheit und beherbergt heute die Stiftung Franco Maria Ricci. Er hat die Gebäude und Grünflächen gründlich renoviert und die rustikalen Bauernhütten in sein Privathaus verwandelt, in dem er seinen Lebensabend verbringen wollte.
Für das Herrenhaus wählte er ein klassizistisches Ambiente, und im von Kletterpflanzen gesäumten Herrenhaus ragen 2 Karyatide aus Stuck. Er restaurierte jeden Raum, einschließlich der Scheune, baute einen Pool auf das Dach und richtete eine Reihe von Dehors und Lounges ein. Das Innere gibt eine Vorstellung seiner Leidenschaften und Interessen. Bemerkenswert sind die 1.200 Bände des Druckereigenies Giambattista Bodoni, dem Vater der berühmten Schriftart, die die größte Privatsammlung der Welt bilden.
Daneben sind unzählige Kunstbücher, Möbel aus Spiegeln und Edelhölzern zu bestaunen, darunter auch sein Lieblingstisch aus der herzoglichen Residenz der Boschi, gemalte Porträts, zahlreiche Gemälde und viele kuriose Gegenstände, die er gerne von seinen Reisen mitbrachte. Das Museum beherbergt rund 500 Werke aus fünf Jahrhunderten Kunstgeschichte, genauer, vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Als er beschloss, es der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, tat er dies mit der erklärten Absicht, die Freude am Leben mit der Freude am Wissen zu verbinden.
Der Irrgarten, zwischen Vegetation und Architektur
Das Labirinto della Masone erforderte sechs Jahre intensiver Arbeit, um die 200.000 Bambuspflanzen zu pflanzen, den Heckenweg zu entwerfen und die Gebäude zu errichten, die sich harmonisch in die grüne, visionäre Landschaft einfügen. Das Projekt wurde dem Architekten Pier Carlo Bontempi aus Parma anvertraut, einem Vertreter der neoklassizistischen Strömung, die auch hier zu sehen ist.
Es gibt viele Bezüge zu den Mosaiken und Bädern der römischen Villen, während die Steinmetzarbeiten an die großen Architekten der französischen Revolutionszeit erinnern: Boullée, Ledoux und Lequeu. Für die Gebäude wurden die für die Poebene typischen Baumaterialien verwendet, insbesondere die handgemachten Ziegel des Mauerwerks.
Die Entwicklung einer Idee
Die ursprüngliche Idee des Labyrinths kam Franco Maria Ricci durch die Bekanntschaft mit dem befreundeten argentinischen Schriftsteller Jorge Luis Borges, einem der wichtigsten Autoren des FMR-Verlags, der das Labyrinth zu einem Thema seiner literarischen Werke gemacht hatte.
Ricci strebte jedoch nicht nach einem düsteren Labyrinthgefängnis wie das des Minotaurus. Im Gegenteil, er hinterließ der Nachwelt einen angenehmen Ort, an dem man in aller Ruhe und Sicherheit in einer schönen und unberührten Natur spazieren gehen kann.