Rieti
Das Stadtzentrum von Rieti kann zu Fuß erkundet werden und verspricht interessante Entdeckungen: in etwas mehr als einer halben Stunde unternehmen Sie eine Zeitreise durch die Geschichte, von der Römerzeit bis zur Renaissance. Die gesamte Stadt liegt zwischen dem Fluss Velino und den mittelalterlichen Stadtmauern, die noch erhalten sind und im Laufe der Jahrhunderte mehrfach verändert wurden. Die Hauptstadt der Region Sabina, Rieti, wird von Marco Terenzio Varrone als Umbelicus Italiae, der Nabel Italiens, bezeichnet. Sie ist der ideale geografische Mittelpunkt der Halbinsel, wovon das in den 1980er Jahren auf der Piazza San Rufo errichtete runde Denkmal mit dem Umriss der italienischen Halbinsel zeugt. Die Einwohner von Rieti nennen es „caciotta“ oder „caciottone“, was einem Rundkäse entspricht. Dies weist auch auf die emotionale Bindung der Einwohner mit den ortstypischen kulinarischen Spezialitäten hin. Bei einem Spaziergang durch das Stadtzentrum können Sie in wenigen Schritten den am höchsten gelegenen und zentralsten Platz der Stadt, die Piazza Vittorio Emanuele II. erreichen. Von hier aus gelangen Sie zum Delfinbrunnen und zum neoklassizistischen Rathaus (Palazzo Comunale), dann zum Renaissance-Regierungsgebäude (Palazzo del Governo), zur Kattedrale mit romanischem Glockenturm, zum Papstpalast mit seiner unverwechselbaren Loggia aus gotischen Bögen und zum Theater Flavio Vespasiano aus dem späten 19. Jahrhundert. Sie begeben sich nun auf einen Spaziergang entlang des Flusses und halten an der Velino-Brücke an, die zum Eingang der zentralen Via Roma führt. Diese wurde nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs wieder aufgebaut, und von dort aus sind die Überreste der römischen Travertinbrücke zu sehen. Von der Brücke aus können Sie den Horizont betrachten, bis Sie den Terminillo sehen, wo die Römer Ski fahren.
Nur etwa 48 km außerhalb von Rieti liegen zwei eindrucksvolle Sehenswürdigkeiten: die erste, in Richtung Osten, ist die Einsiedelei S. Cataldo in Cottanello, und die zweite, in Richtung Nordwesten, ist die Wallfahrtskirche von Greccio, die sich buchstäblich an den Felsen klammert und von einem Steineichenwald umgeben ist. Die letztere ist außerdem Teil der Route des „heiligen Franziskanertals“ zusammen mit den Wallfahrtskirchen von Fonte Colombo, von Poggio Bustone und von La Foresta.
Casperia
Steinhäuser und Türme, enge Gassen und Treppen in einem Dorf, das man zu Fuß durch ein Tor betritt. So präsentiert sich Casperia, auf einem Hügel gelegen, mit einem Panorama, das sich über das Tibertal, den Monte Soratte und die wilde Schönheit der Monti Sabini öffnet. Ein sehr altes Dorf, das bereits von Vergil in der Aeneis erwähnt wurde und heute vom italienischen Touring Club mit der Orangenen Flagge ausgezeichnet ist. Der Name Casperia bezieht sich auf eine römische Siedlung mit einem mittelalterlichen historischen Kern, der seit der Antike unverändert geblieben ist. Heutzutage gibt es hier Unterkünfte und Services für Touristen, außerdem kleine Läden und Restaurants, die Ihren Aufenthalt besonders angenehm machen. Das Zentrum besteht aus konzentrischen Runden, die sich bis zur Piazza San Giovanni Battista mit der Pfarrkirche aus dem Mittelalter, die im 16. Jahrhundert erweitert wurde und einen Glockenturm aus dem 13. Jahrhundert besitzt, erstrecken. Etwa einen Kilometer entfernt erhebt sich die Kirche Santa Maria di Legarano auf den Überresten einer römischen Villa.
Abtei von Farfa
Eine bezaubernde Abtei, eines der wichtigsten klösterlichen Zentren des Mittelalters, so wichtig, dass sie weite Teile Mittelitaliens kontrollierte. Und auch in kultureller Hinsicht spielte sie dank der Qualität der Kodizes, die in seinem Skriptorium entstanden, eine angesehene Rolle. Dies ist auf jeden Fall einen Besuch wert, zusammen mit der alten Bibliothek, die mehr als 50.000 Bände sowie mittelalterliche Original-Manuskripte enthält. Der gesamte Komplex wurde 1928 zum Nationaldenkmal erklärt. Man staunt angesichts der Vielzahl der Stile, die die verschiedenen Epochen ihrer Entstehung widerspiegeln. Besonders faszinierend ist der langobardische Kreuzgang mit romanischen Elementen, von dem aus man die Aussicht mit dem Glockenturm bewundern kann, der von vier Stockwerken mit zweibogigen Fenstern geschmückt ist. Vom großen Kreuzgang aus dem 17. Jahrhundert gelangt man in die karolingische Krypta mit einem römischen Sarkophag und Wandmalereien. Und schließlich befinden sich neben dem großen Kreuzgang im Stadtmuseum archäologische Funde und eine spektakuläre Installation des Illustrators Emanuele Luzzati, die die Geschichte der Abtei erzählt. Neben der Abtei befindet sich nicht weit entfernt das mittelalterliche Dorf Farfa, das an einer einzigen Straße mit kleinen Gebäuden und niedrigen Häusern erbaut wurde, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts restauriert wurden und heute Handwerksbetriebe beherbergen, in denen Sie sich mit echten Produkten wie dem erlesenen Sabina-Olivenöl aus den jahrhundertealten Olivenhainen dieser Region versorgen können.
Fara in Sabina und die Ölstraße
In Sabina dreht sich alles um Olivenöl, denn die Stadt gilt seit jeher als das Reich der Olivenhaine, was von einer Legende widergespiegelt wird, in deren Mittelpunkt ein riesiger Olivenbaum steht. Man kann ihn auf dem Anwesen der Gebrüder Bertini in Canneto sehen, einem Ortsteil von Fara in Sabina, einem Dorf langobardischen Ursprungs auf einem Felsen, das heute elegant restauriert ist. Es scheint, dass er von Numa Pompilio gepflanzt wurde, dem zweiten König von Rom, der aus diesem Gebiet stammte. Wenn es wahr wäre, müsste der Baum 2700 Jahre alt sein, aber das ist ziemlich unwahrscheinlich. Vielmehr ist anzunehmen, dass er von den Mönchen der Abtei Farfa angepflanzt wurde, die den Olivenanbau um das Jahr 1000 verbreiteten. Auf jeden Fall ist das Exemplar mehr als tausend Jahre alt, wodurch es zu den ältesten Bäumen Europas zählt. Und die Größe ist dem Alter angemessen: Mit einer Höhe von etwa 30 Metern und einem Umfang von 7 Metern – vier Personen reichen nicht aus, um ihn zu umarmen – produziert er bis zu 12 Zentner Oliven mit einer Ölausbeute von etwa 150 Kilo. Und es ist ein Öl aus der Sabina, das für seine Güte gefeiert wird, von goldgelber Farbe mit grünen Reflexen und einem fruchtigen Duft dank der flachen Böden, die reich an Kalzium und windgeschützt sind. Um es zu probieren und die wichtigsten Produktionsorte zu entdecken, folgen Sie einfach der Strada dell'olio della Sabina, der Ölstraße der Sabina, die mehrere Routen bietet, von denen eine nach Fara in Sabina und zu dem uralten Olivenbaum führt. Auch das Ölmuseum von Castelnuovo di Farfa, nicht weit entfernt von der gleichnamigen Abtei, bietet einen Einblick in die Kultur des Öls und des Olivenbaums, indem es mit einem einzigartigen Rundgang die repräsentativsten Objekte und Orte der Gegend veranschaulicht.