Aquileia zwischen dem römischen Prunk und den Zeichen des Christentums

Aquileia wurde 181 v. Chr. zu Verteidigungs- und Handelszwecken gegründet und entwickelte sich bald zu einem der wichtigsten Häfen an der Adria und damit zu einer großen kosmopolitischen Stadt und einem Kreuzungspunkt von Religionen und Kulturen. Schon vor dem Ende des Weströmischen Reiches wurde sie zum Bischofssitz: Ihr Bischof war auch Patriarch, und jahrhundertelang spielte die Kirche von Aquileia, die eine weitgehende Autonomie von der Kirche in Rom genoss, eine grundlegende Rolle bei der Verbreitung des Christentums und war ein Treffpunkt zwischen dem Balkan, Mittel- und Osteuropa und dem Mittelmeerraum. Der Patriarch, der eine Diözese leitete, die sich vom Tessin bis nach Ungarn erstreckte, erhielt 1077 auch die Feudal-Investitur auf dem Gebiet des Friaul. So wurde das Patriarchat von Aquileia zu einem kirchlichen Fürstentum deutscher Prägung und blieb dies bis zu seiner Eroberung durch die Republik Venedig im Jahr 1420.

Im Laufe der Jahrhunderte faszinierte Aquileia Historiker und Schriftsteller. Die ersten sind natürlich die antiken: Titus Livius, Strabo, Tacitus, Herodian erzählen von seiner Gründung, von den römischen Kaisern, die sich dort wiederholt aufhielten, von den Belagerungen, denen es ausgesetzt war. In der Legende bleibt die Belagerung von 452 durch Attila, der ein lyrisches Drama von Giuseppe Verdi gewidmet ist. Und mitten in dieser Belagerung befindet sich der Erfinder einer Zeitmaschine, der Protagonist einer Geschichte von Nat Schachner (Voci ancestrali). Aquileia hat die Belagerungen und auch das Reich überlebt und behält im Laufe der Jahrhunderte sein Charisma bei und inspiriert andere Schriftsteller, von denen, die ihm am nächsten stehen, wie Elio Bartolini (Racconti aquileiesi) bis zu denen, die weiter entfernt sind, wie Jorge Luis Borges (I teologi). Und schließlich sollten wir einen seiner berühmtesten Bürger nicht vergessen, Francesco Tullio-Altan, Autor von Pimpa und Cipputi.

Sie können die tausendjährige Geschichte von Aquileia anhand einiger symbolischer Orte der Stadt nachverfolgen. Beginnen Sie mit der antiken römischen Stadt, die sich in der Nähe des Stadtzentrums befindet. Dort befindet sich das archäologische Gebiet, in dem Sie zwischen den Überresten des römischen Forums, dem Flusshafen und den Märkten aus der Spätantike spazieren gehen können. Zu Fuß können Sie die römische Grabstätte erreichen und einige Domus besuchen, darunter die von Tito Macro, eines der größten römischen Häuser, die in Norditalien gefunden wurden. Sie sollten einige Stunden Ihrer Zeit dem Nationalen Archäologischen Museum widmen, das in einem modernen Ausstellungspfad organisiert ist, der den Besucher bei der Entdeckung der antiken römischen Metropole, ihres täglichen Lebens, ihrer produktiven und kommerziellen Aktivitäten begleitet.

Die Verbindungen des antiken Aquileia mit dem Rest des Mittelmeerraums sind auch im anderen Nationalmuseum, dem Frühchristlichen Museum, dokumentiert: Es zeigt die Mosaikreste alter Basiliken und eine überraschende Sammlung von Grabsteinen, die dazu beitragen, die vielfältige Gesellschaft von Aquileia im 4. und 5. Jahrhundert zu beschreiben.

Das größte und am meisten bewunderte Denkmal des antiken Aquileia ist jedoch die Basilika, in der sich ein spektakuläres Bodenmosaik befindet, das größte der westlichen christlichen Welt, das Bischof Theodor unmittelbar nach dem Edikt von Konstantin im Jahr 313 n. Chr. in Auftrag gab. Neben der heutigen Basilika umfasste der Kultkomplex auch einen weiteren Saal, der heute der sogenannten Krypta der Ausgrabungen entspricht: Einige der erhaltenen Mosaike, die um die Fundamente des zu Beginn des 11. Jahrhunderts erbauten Glockenturms zu sehen sind, sind besonders präzise und in ihrer Symbolik noch immer rätselhaft.

Mit einer einzigen Eintrittskarte können Sie auch den Bischofspalast, das Baptisterium und die Südhalle besuchen, deren wertvolles Bodenmosaik aus dem 4. bis 5. Jahrhundert in eine Schutzstruktur eingefügt wurde, die den Blick und die Erhaltung gewährleistet. Auch dieses Mosaik von besonderem historischen und künstlerischen Wert ergänzt die Sammlung von Mosaikböden aus der römischen und frühchristlichen Zeit, die Aquileia zur Hauptstadt des weströmischen Mosaiks machen. 

Um den Besuch der Stadt abzurunden, können Sie sich auch einigen anderen Aktivitäten widmen, zum Beispiel:

1. Besteigen Sie den Glockenturm: Er ist über 70 Meter hoch und bietet einen atemberaubenden Blick auf die ganze Stadt und die umliegende Ebene. Der Besuch des Glockenturms ist nur zu bestimmten Zeiten des Jahres erlaubt, in der Regel zwischen April und September.

2. Erkunden Sie die Umgebung mit dem Fahrrad: Wenn Sie nach Nordwesten fahren, befinden Sie sich in einer flachen und geometrischen Landschaft, die das Ergebnis der von Kaiserin Maria Theresia von Österreich im Jahr 1762 gewünschten Urbarmachung ist. Wenn Sie den Damm erreicht haben, können Sie die Lagune in ihrer ganzen Schönheit bewundern. Wenn Sie lieber auf dem Alpe-Adria-Radweg nach Süden fahren, erreichen Sie Grado. Auf dem Rückweg können Sie auch den Seeverkehr nutzen, der es Ihnen ermöglicht, Ihre Fahrräder zu transportieren. Für diejenigen, die kein Fahrrad dabei haben, gibt es in Aquileia einen Verleih.

3. Nehmen Sie an einer Führung teil: Es ist für jeden etwas dabei, ob Geschichte, Natur, Essen und Wein, für Familien geeignet. Wenn Sie es vorziehen, sich selbstständig zu bewegen, mieten Sie einen Audioguide am Infopoint.

4. Probieren Sie die lokalen Weine: Aquileia gibt auch einem der wertvollen DOC-Gebiete von Friaul-Julisch Venetien seinen Namen. Andererseits ist der Wein in Aquileia seit jeher präsent: Davon zeugen die Mosaike und zahlreiche Funde von Amphoren und Krügen.

Wenn Sie mehrere Tage im unteren Friaul verbringen, besuchen Sie auch die UNESCO-Stätten Palmanova und Cividale del Friuli, die beide ganz in der Nähe von Aquileia liegen.