Kalabrien: Auf den Spuren der Byzantiner und der Bourbonen
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In Kalabrien, zwischen den Byzantinern und den Bourbonen, kann man einen Weg der Geschichte, der Kunst und der Verehrung zurückverfolgen, der sich durch die kalabrischen Gemeinden Stilo, Bisongi und Pazzano im Herzen der Serre durch jahrhundertealte Buchen- und Tannenwälder, Wasserläufe und viele historische Orte schlängelt.
Stilo
Die Lage des Ortes ist schon allein ein großartiges Schauspiel: Das antike Dorf erstreckt sich stufenweise auf dem Tuffstein über einem Hang zwischen Olivenbäumen und Weinstöcken. Von seinen orientalischen Ursprüngen des 10. Jahrhunderts, als die Stadt das bedeutendste byzantinische Zentrum Südkalabriens war, ist heute kaum noch etwas zu erkennen.
Ab dem 7. Jahrhundert wurde dieses Gebiet zu einem der Hauptziele der orthodoxen Mönche aus dem Osten. Im Aspromonte entstanden viele Klöster, vor allem im Amendolea-Tal und im Stilaro-Tal. In Stilo selbst ließen sich Einsiedler und Basilianermönche nieder die in den Grotten der Umgebung wohnten und ein Meisterwerk erbauten, die Cattolica, ein Zeugnis der orientalischen Kunst und ein Juwel der byzantinischen Architektur.
Bivongi
Wenn wir unsere Reisefortsetzen, erreichen wir Bivongi, dessen Ursprung bis ins 9. Jahrhundert zurückreicht, als die Übergriffe der Sarazenen die Küstenbewohner dazu veranlassten, sich auf die Erhebungen im Landesinneren zurückzuziehen, wodurch charakteristische Dörfer wie dieses entstanden. In den Höhlen dieses Gebiets ließen sich auch die Basilianermönche nieder, darunter Giovanni Théristis. Nach seinem Tod wurde er bei den Bewohnern der Region so sehr verehrt, dass er heilig gesprochen wurde. An der Stelle, an der seine heilige Quelle vermutet wurde – zwei Kilometer von der Stadt entfernt – wurde das Kloster San Giovanni Théristis errichtet. Es ist heute die bedeutendste Sehenswürdigkeit der Stadt und stellt ein beispielhaftes Zeugnis des Übergangs von der byzantinischen zur normannischen Architektur dar.
Ein weiterer spiritueller Ort, den man unbedingt besuchen sollte, ist die Einsiedelei Eremo di Monte Stella. Wer von Pazzano oder Stilo hierher kommt, ist von dem Ort sehr beeindruckt: eine tiefe Schlucht, in der die Eremiten etwa zwei Jahrhunderte lang ihr Leben der Kontemplation, dem Gebet und der Selbstkasteiung widmeten. Der Wallfahrtsort ist nichts anderes als eine natürliche Höhle am Berghang, zu der über 62 in den Stein gehauene Stufen führen. Im Wallfahrtsort befinden sich neben der Statue der Madonna die Gemälde mit der Unbefleckten Empfängnis, der Allerheiligsten Dreifaltigkeit und der Anbetung der Hirten.
Von den Byzantinern zu den Bourbonen
Das gesamte Gebiet des kalabrischen Serre-Gebirges – 3.600 Hektar, die sich zwischen Tannen- und Buchenwäldern erstrecken und die Gemeinden Stilo, Bivongi, Brognaturo, Mongiana und Serra San Bruno in den Provinzen Reggio Calabria und Vibo Valentia umfassen – wird Ferdinandea genannt und ist Teil des regionalen Naturparks des Serre-Gebirges (Parco naturale regionale delle Serre). Der Name geht auf Ferdinand II. von Bourbon zurück, der den Ort ab 1832 als Jagdgebiet nutzte und hier ein kleines Jagdschloss errichten ließ. In den folgenden Jahren siedelte sich in Ferdinandea die Stahlindustrie an. Das Eisenwerk, die Gießerei, die Kaserne, Wohn- und Verwaltungsgebäude, Pferde- und Viehställe wurden gebaut.
Zeugnisse dieser Zeit sind die Villa Ferdinandea und die Gießerei, in der das in den Minen von Pazzano (vom Monte Stella) abgebaute Eisen verarbeitet wurde. Es ist im Hinblick auf die industrielleArchäologie ein interessanter Ortund Teil des Ökomuseums der Eisenhütten und Gießereien von Kalabrien. Dieses touristisch erschlossene Gebiet bietet zudem Gelegenheit für ausgedehnte Wanderungen auf den vom CAI markierten Wegen. Durch die Ferdinandea führt auch der „Pfad des Briganten“ (Sentiero del Brigante), der Gambarie di Santo Stefano in Aspromonte mit Serra San Bruno und Stilo verbindet. Diese Route für Langstreckenwanderungen wurde 1989 von der Gruppe Escurionisti d'Aspromonte entdeckt und verwirklicht.