Catania, Königin des Barock
Weiterzufahren, ohne vorher Catania gesehen zu haben, das zur UNESCO-Stätte „Die spätbarocken Städte des Val di Noto“ (Le città tardo barocche del Val di Noto) gehört, ist schlichtweg undenkbar. Im Herzen der Altstadt befindet sich die Kathedrale Sant'Agata. Ursprünglich war sie von den Normannen gebaut worden, wurde jedoch durch das Erdbeben von 1693 zerstört und mit einer helldunklen Mischung aus Vulkangestein (schwarz) und Kalkstein aus Syrakus (weißlich) wieder aufgebaut. Im Inneren ruhen die sterblichen Überreste des hier geborenen Komponisten Vincenzo Bellini. Draußen auf der Piazza befindet sich der Elefantenbrunnen, „u' liotru“, wie ihn die Einwohner von Catania nennen, die ihn als Glücksbringer betrachten. Wenn Sie noch Zeit haben, machen Sie einen Abstecher zum Castello Ursino, dem imposanten Herrenhaus von Friedrich II., in dem sich heute das städtische Museum befindet. Jetzt können Sie den Lenker ergreifen, um den Weg in Angriff zu nehmen, der entlang der Küste verläuft, über breite Straßen mit vielen Kurven, aber immer eben. Hinter Acireale, einem weiteren Triumph des Barocks, kommen Sie vor die Tore von Taormina.
Berge mit Meerblick von Nebrodi bis Peloritani
Hier wendet sich die Route ins Landesinnere und die Musik für alle, die auf zwei Rädern unterwegs sind, ändert sich. Vor Ihnen liegt der Aufstieg von Portella Mandrazzi mit einer durchschnittlichen Steigung von 4 Prozent. Aber der Reiz dieses Abhangs liegt darin, dass er eine Wasserscheide zwischen den beiden wichtigsten Gebirgszügen dieser Region ist. Auf der einen Seite die Nebrodi, ein bisschen grüner wilder Westen und ein bisschen Arche Noah, wo Adler, Gänsegeier, schwarze Schweine, Hirsche und Rehe, Sanfratellani-Pferde leben, auf der anderen Seite die Peloritani mit ihren Panoramaterrassen über der Meerenge. Nur wenige Kilometer vom Beginn der sehr langen Abfahrt entfernt, befindet sich ein kleines Juwel: Novara di Sicilia, ein Dorf mit einer mittelalterlichen Seele, in dem man durch Gassen mit Bögen, Kirchen und von Steinmetzen geschmückten Sandsteingebäuden spazieren kann.
Duft des Meeres in Ganzirri und Messina
An der Nordküste angekommen, radelt man entlang einer flachen Küstenstraße, die dazu einlädt, in die Pedale zu treten und ein hohes Tempo anzuhalten. Etwa 15 Kilometer von der Ziellinie dieser zweiten vom Giro d'Italia 2022 inspirierten Etappe entfernt befindet sich ein kleines Dorf, das Sie aus dem Sattel lockt. Es heißt Ganzirri und ist ein Postkarten-Küstendorf. Hier anzuhalten bedeutet, in die Schuhe der Seeleute zu schlüpfen: Sie können auf eine Feluke steigen, an einer Schwertfischjagd teilnehmen, einen Tag auf einem Fischerboot verbringen, Netze auswerfen. Schließlich zwei Anmerkungen zu Messina, der Stadt der Ziellinie, aber vor allem der Meerenge: obligatorische Pause bei der Uhr auf dem Domplatz, einer der größten astronomischen Uhren der Welt, und am Belvedere del Cristo Re, von wo aus Sie das Panorama über Kalabrien bewundern können.