Übersicht
Das Castello Estense (oder Castello di S. Michele) wacht seit über 600 Jahren über Ferrara. Es wurde ab 1385 auf Geheiß von Nicolò II. d'Este erbaut und war bis zum Aussterben des Hauptzweigs der Dynastie im Jahr 1597 das Zentrum der Macht der Este. Die kompakte Struktur, die durch die massiven Ecktürme verstärkt und von einem breiten Graben umgeben ist, erinnert sofort an die mittelalterliche Vorstellungskraft, aber die Blütezeit des Komplexes fällt mit der Renaissance zusammen. In diesen Jahren versammelte sich um das Haus der Este einer der kultiviertesten und raffiniertesten Höfe Europas, zu dem Maler wie Cosmè Tura und Dosso Dossi sowie Dichter wie Ludovico Ariosto und Torquato Tasso gehörten. Gleichzeitig verwandelten die Herren von Ferrara die oberen Stockwerke der Festung in einen herrschaftlichen Palast, während die an den Innenhof angrenzenden Bereiche eine militärische Funktion beibehielten. Entlang der Besichtigungsroute entfaltet sich das herzogliche Erbe in seiner ganzen Pracht. Im Erdgeschoss der Via Coperta, einer Brücke, die das Schloss mit dem ehemaligen Palast der Familie d'Este verbindet, befinden sich die Ankleidezimmer des Prinzen (oder Alabaster-Ankleidezimmer): ursprünglich herzogliche Wohnungen, in denen die wertvolle Kunstsammlung der Familie d'Este gesammelt wurde, die heute sorgfältig restauriert und als Ausstellungsraum genutzt werden. In der Burg wechseln sich prächtige Räumlichkeiten ab, die von der Pracht der Este zeugen. Die herzogliche Kapelle ist mit polychromem Marmor an den Wänden und einem mit Fresken bemalten Gewölbe mit Bildern der Evangelisten geschmückt, die von Blumengirlanden auf goldenem Hintergrund eingerahmt und von Putten umgeben sind. Wie es dem Stil der Renaissance entspricht, schöpft der dekorative Apparat der privaten Räume und der Empfangsräume aus der klassischen Vorstellungskraft und den allegorischen Darstellungen. Der Spielsaal und der angrenzende Saal wurden zur Zeit des Herzogs Alfonso II., der sich für körperliche Betätigung begeisterte, mit Fresken bemalt und feiern daher das sportliche Ideal mit Darstellungen von Wettkämpfen und Putten, die sich mit gymnastischen Aktivitäten beschäftigen. Der Regierungssaal zeichnet sich durch die kunstvoll gestaltete Holzdecke mit Kassettendecken in verschiedenen Formen aus, die mit vergoldeten Einsätzen und grotesken Verzierungen bereichert ist.