Punta Campanella und die Sirenen der Odyssee
3 Minuten
Im Golf von Salerno erscheint Punta Campanella wie der Bug der Halbinsel von Sorrent, der auf die Insel Capri zeigt. Diese fantastische Landschaft wurde zum Meeresschutzgebiet erklärt.
An der Spitze der Halbinsel befand sich in der Antike ein der Göttin Minerva gewidmeter Tempel, der der Besonderheit des Ortes Tribut zollte. Heute kann man diese Naturoase auf Wegen erkunden, die sich zwischen Sträuchern und der duftenden Macchia dahinschlängeln – mit dem tiefblauen Meer als fantastische Kulisse.
Sehenswürdigkeiten der Punta Campanella
Die Halbinsel von Sorrent und die Amalfiküstezeichnen sich durch eine hohe Artenvielfalt und viele verschiedene Mikroklimata aus – mit sonnigen und trockenen Hängen, die sich mit schattigen und grünen Tälern abwechseln, einer Vielzahl von Buchten sowie Höhlen, in denen zahlreiche Vogelarten leben: ein fantastisches Schauspiel! Einige Küstenabschnitte sind von steil über dem Meer thronenden Kalksteinwänden gekennzeichnet, während an anderen Orten vulkanische Felsen sanft zum Meer hin abfallen.
Die hiesige Meereswelt hält für Liebhaber des Tauchens zahlreiche Überraschungen bereit: Die Neptungraswiesen, die weder durch Anlegestellen noch durch Ankerplätze gestört werden, bieten einen idealen Lebensraum für zahlreiche Meerestiere – von Seeigeln über Seesterne bis hin zu den seltenen Seepferdchen sowie unzähligen Fisch- und Weichtierarten.
Zu dem reichen Unterwasserleben tragen auch die Höhlen bei: Die Halbinsel Punta Campanella gehört zu den Orten mit den meisten Unterwasserhöhlen im Mittelmeerraum, insgesamt wurden fünfzig gezählt. Sie dienen verschiedenen Tierarten als Ort für die Fortpflanzung, da die Jungtiere hier in den ersten Stadien ihres Wachstums in geschützter Umgebung leben können.
Entlang der Küste befinden sich mehrere Wachtürme, die nach 1558 errichtet wurden, als die Türken Massa Lubrense und Sorrent angriffen: Die Türme bildeten ein ausgezeichnetes Alarmsystem, das über eine weite Strecke reichte. Von einigen der Türme, die man Cavaliere(Ritter) nannte, brach im Falle eines dringenden Alarms ein Reiter auf, um die Bewohner der Häuser im Inland vor der Gefahr zu warnen.
Der viereckige Turm an der Spitze der Halbinsel, der 1334 von den Anjou erbaut wurde, war mit einer Glocke ausgestattet – daher auch der Name der Halbinsel, denn „Campanella“ bedeutet „Glocke“. Zwei weitere Türme wachen über die Sorrentiner (Fossa di Papa) sowie die der Amalfiküste zugewandte Seite (Montalto). Über das Wegenetz der Punta Campanella kann man die Bucht von Ieranto und ihren kleinen aber spektakulären, von hohen Felswänden eingerahmten Strand zu Fuß erreichen. Hier sieht man am Horizont die Insel Capri und ihre Klippen in etwa 5 km Entfernung. Dieser faszinierende Ort ist mit dem Mythos der Sirenen verbunden, die einst Seefahrer wie Odysseus mit ihrem Gesang bezauberten.
Wracks in einem tückischen Meer
Das Meer von Punta Campanella ist selten ruhig: Hier kreuzen sich verschiedene Strömungen aus dem Golf von Neapel und dem Golf von Salerno, durch die insbesondere in der Antike viele Schiffe hier Schiffbruch erlitten. Dasselbe Schicksal ereilte vor der Bucht von Ieranto auch eine römische Flotte, auf der Julius Cäsar unterwegs war. Es gibt zahlreiche Wracks römischer und vorrömischer Schiffe, insbesondere auch in der Nähe des Unterwasserbergs der Insel Vetara sowie vor der Küste von Massa Lubrense, die von Archäologen noch nicht untersucht wurden, ihre Existenz wird jedoch von Fragmenten von Amphoren und Ankern belegt, die sich immer wieder in den Schleppnetzen der Fischer verfangen.
Die römischen Villen von Punta Campanella
Zur Zeit der Römer befand sich auf Punta Campanella eine Villa, von der Archäologen annehmen, dass sie als Militärgarnison zum Schutz der Insel Capri diente – zu einer Zeit, da die römischen Kaiser, zunächst Augustus und vor allem Tiberius, ihren Sitz auf die Insel verlegten. Es sind nur wenige Fragmente des Baus erhalten, diese lassen jedoch ein Gebäude mit zum Meer hin abfallenden Veranden und Terrassen sowie zudem einen Leuchtturm vermuten. Weitere Ruinen römischer Villen sind an den der Amalfiküste zugewandten Hängen zu finden, in Marina del Cantone und Crapolla, sowie auf den kleinen Inseln Li Galli und Isca, letztere erwarb der neapolitanische Schauspieler und Dramaturg Eduardo De Filippo, um hier seine Sommerresidenz zu errichten.