Eine Seereise auf der Route der Dogen: mit dem Boot von Chioggia nach Triest

Die Reise beginnt in Chioggia. Die antike Clodia war eine römische Stadt von großer Bedeutung. Sie wurde auf einer Halbinsel mit Blick auf die Lagune von Venedig erbaut und war berühmt für ihre Salinen, in denen das vielfach geschätzte Sal Clugiae hergestellt wurde. Früher von Mauern umringt, empfing und schützte sie die Menschen im Landesinneren, die vor den barbarischen Invasionen flohen.

Unvermeidlich mit der Republik Venedig verbunden, behielt Chioggia immer seine Unabhängigkeit, obwohl es Schauplatz des historischen Chioggia-Krieges (1379-80) zwischen den Seerepubliken Genua und Venedig war.

Dabei verdankt die Stadt der Serenissima den Bau des Cava-Kanals, der sie in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts vom Festland trennte und sie zu einer verteidigungsfähigeren Insel machte.

Durch die verschiedenen Veränderungen, die im Laufe der letzten Jahrhunderte am Verlauf des Flusses Brenta vorgenommen wurden, ist schließlich die aktuelle Form des Geländes entstanden.

Die antike Stadt weist noch immer die klassische Form römischer Städte auf: ein geometrisches Netz von Straßen, die nach dem Prinzip des römischen Castrums angelegt sind.

Im Inneren können Sie bedeutende Zeugnisse vergangener Jahrhunderte bewundern. Nachdem Sie das Tor Santa Maria, den einzigen Zugang zur ummauerten Stadt aus dem 16. Jahrhundert, durchschritten haben, gelangen Sie zur Kathedrale Santa Maria Assunta mit dem Refugium Peccatorum, einer Skulpturengruppe, deren Bezeichnung auf die Lauretanische Litanei zurückgeht.

Der Corso del Popolo, der der Route der antiken römischen Hauptachse folgt, führt durch das historische Zentrum vorbei an der Basilica Minore di San Giacomo, und anschließend zur Pescheria mit dem charakteristischen Fischmarkt. Ein paar Schritte weiter können Sie die Kirche Sant'Andrea bewundern, auf deren Glockenturm sich die weltweit älteste funktionierende Uhr mittelalterlichen Ursprungs befindet.  Wenn Sie den Canal Vena und dann erneut die Brücke San Domenico überqueren, erreichen Sie die gleichnamige Insel, auf der Sie die Kirche San Domenico mit ihrem prächtigen Holzkruzifix aus dem 14. Jahrhundert besuchen sollten.

Sie sollten Chioggia nicht verlassen, ohne die typischen Gerichte probiert zu haben, die Produkte aus Land und Meer kombinieren: Von den Sarde in Saor über die Buoboli de Vida bis hin zu dem berühmten Radicchio di Chioggia Igp spiegelt sich die Geschichte des Clodiense-Gebiets in allen Aromen, die die Spezialitäten der Küche von Chioggia ausmachen.

Und die Reise geht weiter. Nachdem Sie die Insel Pellestrina verlassen haben, erreichen Sie über den Kanal Santo Spirito die Hafenmündung von Malamocco, die historische Mündung des Flusses Brenta, über die Sie den Lido von Venedig erreichen. Sie gelangen zu diesem Abzweig über den Canal dell'Orfano oder den Canale delle Scoasse. Sie können den einen oder anderen Weg nehmen, um das Herz von Venedig, den Markusplatz, zu erreichen. Vertäuen Sie Ihr Boot und genießen Sie die Stadt auf dem Wasser.

Verlassen Sie Venedig über Jesolo und fahren Sie nach Caorle. Sie gelangen von der Mündung des Flusses Livenza zum Fischereihafen. Auf dem Weg dorthin passieren Sie die Marina dell'Orologio, wo Sie anlegen können. Die bunten Häuser in der Nähe der Altstadt, der Dom mit dem romanischen Glockenturm und die Wallfahrtskirche der Madonna dell'Angelo, die im 9. Jahrhundert auf den Dünen des Ufers erbaut wurde, sind einen Besuch wert. Caorle ist es gelungen, den Charme des kleinen Fischerdorfes zu bewahren, mit den kleinen Plätzen und Gassen, die alle auf das Meer ausgerichtet sind. Seit 2022 ist die Stadt auch wesentlich mit dem Begriff Street Art verbunden, da dort die erste Ausgabe des Caorle Sea Festival stattfand, bei dem die berühmtesten Straßenkünstler der nationalen und der internationalen Szene die Wände der ganzen Stadt bemalten, inspiriert durch das Thema „Meer, Fischerei und Traditionen“.

Das gleiche Thema ist prägend für die gastronomische Tradition des Ortes. Sie können Caorle nicht verlassen, ohne die typischen Gerichte einer traditionellen Küche probiert zu haben, die uns vom Meer erzählen: gebratener Fisch, gekochter Moscardino und Carbonara di Mare sind nur einige der Köstlichkeiten, die dieses Land zu bieten hat. Zu Ihrer Mahlzeit können Sie ein gutes Glas Wein genießen, etwa einen Lison Pramaggiore DOC.

Wenn Sie die Fahrt fortsetzen, gelangen Sie unmittelbar in die friulianischen Gewässer. Nach der Mündung des Flusses Tagliamento, der natürlichen Grenze zwischen Venetien und dem Friaul, fahren wir an den berühmten Stränden von Lignano Sabbiadoro entlang bis zur breiten Lagune von Merano mit dem Fischerdorf Aprilia Marittima, einem Ortsteil von Latisana.

Dieses Dorf und die gesamte Lagune haben auf europäischer Ebene eine Vorrangstellung im Bereich des nautischen Tourismus eingenommen und bieten zahlreiche Liegeplätze und wichtige Dienstleistungen an Land: Werften sowie Hilfs- und Lagerdienste.

Am anderen Ende der Lagune befindet sich Grado, das auf einer Insel entstanden ist, die zwischen Land und Wasser zu schweben scheint. Wer am alten Hafen von Grado anlegt, gelangt in ein dichtes und kompaktes historisches Zentrum, in dessen engen Gassen sich ungeahnte Schätze entdecken lassen.

Dieses Gebiet bildete während der römischen Kaiserzeit, nach der Gründung der Kolonie Aquileia, ein blühendes Zentrum. Es entwickelte sich um 452 weiter, als viele Einwohner auf der Insel Zuflucht suchten, um den einfallenden Hunnen zu entkommen.

Die Stadt gewann immer mehr an Bedeutung, so dass nach dem Einfall der Langobarden beschlossen wurde, den Sitz des Patriarchats von Aquileia hierher zu verlegen.  Es gibt zahlreiche Zeugnisse dieser fruchtbaren Zeit der Stadt, wie die frühchristliche Basilika Sant'Eufemia mit ihrem Baptisterium, die Basilika Santa Maria delle Grazie oder die Überreste der Hofbasilika.

Nicht weit entfernt befindet sich eine andere Insel mit dem Heiligtum der Madonna von Barbana, eines der ältesten Marienheiligtümer, das der Patriarch von Grado errichten ließ, um der Madonna zu danken, die die Stadt vor einer gewaltigen Überschwemmung rettete.

Gehen Sie an Land, um Aquileia zu besuchen, eine bedeutende Stadt aus der Römerzeit, die, obwohl sie den Angriffen der Vandalen standhielt, den Einfall der Hunnen nicht überlebte und von diesen verwüstetet, geplündert und gedemütigt wurde.

Die um das Jahr 1000 neu errichtete Stadt wurde wieder zum Sitz des Patriarchats, was zu einer bedeutenden religiösen und künstlerischen Blüte führte, die durch die majestätische Patriarchalbasilika bezeugt wird. Die Kirche von Aquileia hat apostolische Ursprünge: Hier weihte der heilige Markus, vom heiligen Petrus gesandt, um die Stadt zu evangelisieren, den heiligen Hermagor, den ersten Bischof von Aquileia.

Die Basilika gilt als das älteste christliche Kultgebäude in Nordostitalien und hat trotz verschiedener Eingriffe in den folgenden Jahrhunderten ihre Gestalt aus dem 11. Jahrhundert beibehalten. Die Kirche bewahrt im Inneren ein prächtiges Bodenmosaik aus dem frühen 4. Jahrhundert, das bezeugt, wie in einem noch heidnischen Reich christliche Gemeinschaften ihren Weg fanden, wobei beide Welten ihre Gebäude durch dieselben Künstler ausschmücken ließen. 

Nehmen Sie sich die Zeit, diese antike Stadt zu besuchen und ihr archäologisches Museum und die Überreste des römischen Forums zu entdecken.  Und planen Sie einen Zwischenstopp, um die vielen Köstlichkeiten einer antiken Küche zu probieren, vielleicht bei einem guten Wein Friuli Aquileia DOC.

Nachdem Sie den charakteristischen Hafen von Grado verlassen haben, kehren Sie aufs Meer zurück und umschiffen an der Mündung des Flusses Isonzo die Punta Sdobba. Sie gelangen nun in den Golf von Triest und lassen einige flache Lagunen und Strände hinter sich, bis Sie sich zwischen felsigen Küsten mit Blick auf das Meer wiederfinden. Hinter Montefalcone gelangen wir nach Duino mit seinem Schloss mit Blick auf das Meer und unmittelbar danach zu dem strahlend weißen Schloss Miramare. Die aus dem weißem Stein aus Istrien auf einem felsigen Vorgebirge erbaute Burg scheint aus dem Wasser zu ragen. Das Gebäude, das immer noch mit zeitgenössischem Mobiliar eingerichtet ist, wird von einem üppigen Park umgeben, der reich an wertvollen botanischen Arten, Skulpturen, Brunnen und Teichen ist und so angelegt wurde, dass er das Haus ergänzt. Ein sicherlich privilegierter Aussichtspunkt, um der berühmten Barcolana beizuwohnen, der historischen Regatta, die jedes Jahr in diesem Abschnitt des Meeres stattfindet.

Wenn Sie in Triest ankommen, werden Sie von der eleganten Piazza dell'Unità direkt am Meer verzaubert sein. Besuchen Sie das historische Caffè degli Specchi und besichtigen Sie das Revoltella-Museum und die Straßen der Stadt, die durch die habsburgische Architektur geprägt sind. Hier können Sie die mitteleuropäische Atmosphäre spüren, von der auch die Erinnerungen an berühmte Schriftsteller wie Umberto Saba, Italo Svevo und James Joyce erzählen. Auch einen Besuch des Hügels San Giusto mit Schloss und Kathedrale sollten Sie sich nicht entgehen lassen. Um den Golf von oben zu bewundern, nehmen Sie die Straßenbahn nach Opicina.

Triest ist eine Stadt, in der es viel zu entdecken gilt. Aufgrund ihrer Lage ist sie seit jeher Kreuzungspunkt verschiedener Völker, die hier Aufnahme gefunden haben und ihre Spuren in Kultur, Kunst und Gastronomie hinterlassen haben.

Eine Stadt, die man erleben und genießen kann, indem man die verschiedenen Aspekte entdeckt, die zahlreichen Museen besucht und durch die Straßen spaziert, um dann den Tag mit Blick auf das Meer auf einer Bank an der Strandpromenade vor der romantischen Piazza Unità d'Italia ausklingen zu lassen.