Oneglia
Aufgrund des italienischen Straßen- und Schienennetzes in Bezug auf Ligurien nähert man sich Imperia eher von Oneglia aus, indem man in Imperia Est aus dem Zug aussteigt oder die Autobahn verlässt – aber natürlich gibt es auch die Küstenvariante der Staatsstraße 1 Aurelia – in den Bezirken, wo der Fluss Impero ins Meer mündet. Für diejenigen, die mit dem Auto anreisen, gibt es ausreichend Parkplätze neben Calata Cuneo, mit Blick auf den Hafen zwischen der kommerziellen Mole und dem Schutz des Molo Lungo mit seinen privaten Liegeplätzen, beide mit einem Leuchtturm am Ende.
In Richtung Genua gibt es vor allem Strände mit Kiesel oder Felsen, die sowohl frei zugänglich als auch ausgestattet sind, während man von Calata Cuneo in Richtung Hinterland in das städtischere Oneglia gelangt, um sich in dem Augenschmaus der Basilika San Giovanni Battista hinzugeben und dann höchstwahrscheinlich an den Tischen unter den Arkaden der Piazza Dante zu sitzen.
Dass das westliche Ligurien ein Land der Olivenbäume ist, ist allgemein bekannt. Daher lohnt es sich, ein wenig weiter weg vom Meer zu gehen, um mehr Informationen zu erhalten – es ist eine lebendige, didaktische, aber keineswegs langweilige Ausstellung – im Museo dell'Olivo Carlo Carli. Das Unternehmen organisierte es als sein eigenes Firmenmuseum, aber auch als eine Feier des symbolischen mediterranen Baumes.
Basilika San Giovanni Battista
Egal, ob Sie von der Calata Cuneo – zwischen den Carruggi (enge Gassen in Ligurien) rund um die Markthalle – oder vom Zentrum der Piazza Dante aus nach San Giovanni Battista kommen, die Basilika empfängt Sie mit ihrer barocken Fassade an der kleinen Verbreiterung. Die Kirche stammt im Wesentlichen aus dem 18. Jahrhundert, die Fassade wurde jedoch erst Anfang des 19. Jahrhunderts fertiggestellt. Von hier aus ist der Glockenturm, der höchste der Stadt, nicht zu sehen. Man kann jedoch das Innere der Kathedrale besichtigen und den Reichtum der Ausschmückung bewundern: Man kann sie dann mit der Trockenheit der Kathedrale von Imperia in Porto Maurizio vergleichen, die entschieden strenger ist.
Von der Piazza Dante aus, die über die Arkaden der Via Bonfante erreichbar ist, führt die Via Berio zu dem Palmenpaar, das den Eingang zum Museo dell'Olivo Carlo Carli markiert, einem wahren Denkmal für eine historische Lebensmittelproduktion von Oneglia. Um die Ecke ist das Emporio Fratelli Carli unübersehbar.
Villa Grock
Ein fünfzehnminütiger Spaziergang von der Piazza Dante führt zum ehemaligen Wohnsitz von Charles Adrien Wettach, einem Schweizer aus dem Kanton Bern, der nach Ligurien gezogen war, ein großer Protagonist der Zirkuskunst und im Europa des 20. Jahrhunderts unter dem Pseudonym Grock bekannt. Neben dem Meer, den Stränden und dem Öl ist dies die Hauptattraktion für die Besucher von Oneglia.
Wettach war ein vielseitiger Charakter, der schon in jungen Jahren unter dem Zirkuszelt und auf der Bühne stand und viele Instrumente spielen konnte. In den Zwanzigerjahren organisierte er seine erste Tournee in Italien, heiratete eine italienische Sängerin und ließ ein neu erworbenes Haus mit etwas Grün drumherum in eine originelle Privatvilla mit Garten verwandeln.
Nachdem Grock angesichts der deutschen Besatzung in seine Schweizer Heimat hatte flüchten müssen, und nach dem endgültigen Verscheiden des Besitzers im Jahr 1954, war die ehemalige Villa Bianca dem Verfall preisgegeben. Dann wurde sie jedoch von der Provinz Imperia erworben und mit der Besitzübertragung an die Stadt zu Beginn des dritten Jahrtausends wurde der Gebäudekomplex gut restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der von der Provinz gestiftete Grock-Preis wurde im Laufe der Jahre an Komödianten wie Paolo Rossi, Antonio Albanese, Paolo Villaggio und Tullio Solenghi verliehen.
Porto Maurizio
Das historische Zentrum des „anderen Imperia“ – selbstverständlich durch öffentliche städtische Verkehrsmittel mit der Schwesterstadt Oneglia verbunden – ist mit dem Parasio identisch, wie das Vorgebirge der Stadt mit herrlichen Panoramen genannt wird. Allein die Höhenunterschiede und die Aussicht sind einen Besuch wert, hinzu kommt die lebendige historische Bausubstanz: Man kann sie entdecken, indem man den Schildern der Route „Gira Parasio“ folgt und den Bogengang von Santa Chiara, das Oratorium von San Pietro und den Dom San Maurizio betritt.
Auf Meereshöheunter dem Parasio befinden sich hingegen das Schiffsmuseum von Imperia, der neue Standort des ehemaligen Internationalen Schifffahrtsmuseums des westlichen Liguriens, sowie der Sandstrand Spiaggia d'Oro, der im Sommer mit Sonnenschirmen und Liegestühlen übersät ist. Sowohl das Museum als auch die Badeanstalten befinden sich in der Nähe des Hafens, dessen Anlegestellen und Liegeplätze durch den Molo Lungo (lange Mole) geschützt sind: Es empfiehlt sich, bis zum Leuchtturm zu gehen, an dem die Mole endet, denn von dort aus hat man den besten Blick auf die gesamte Stadt.
Schiffsmuseum Imperia
Die Ausstellung, die in der Calata Anselmi im Viertel Borgo Marina von Porto Maurizio organisiert wurde, zeugt mit archäologischen Funden, Erinnerungsstücken, Gegenständen und nautischen Instrumenten aus dem 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart von der lebenswichtigen Beziehung, die den Menschen seit Anbeginn der Zeit mit dem Meer verbindet. Durch Multimedia-Installationen und interaktive Simulatoren kann man in das Leben der dargestellten Personen eintauchen, während in einem Auditorium, das für Konferenzen und Tagungen zum Thema Seefahrt vorgesehen ist, gelegentlich Theater- und Musikveranstaltungen stattfinden.
Die kupfergrüne Kuppel des Planetariums ragt aus dem Museum hervor, wo man bequem von einem Sessel aus den Blick nach oben richtet, um durch Raum und Zeit zu reisen. Bilder von mehr als sechstausend Sternen zu verschiedenen Zeiten der Erdrotation, des Mondes, der Planeten und des Himmelsgewölbes werden auf wissenschaftlich fundierte Weise von allen Teilen der Erde oder von einer Raumstation projiziert.
Parasio
Nachdem man sich vielleicht eines der Aufzüge bedient hat, die von Meereshöhe zum Vorgebirge des Parasio hinauffahren, kann der Erkundungsspaziergang zwischen den engen ligurischen Gassen, den Unterführungen und den Ausblicken auf das historische Zentrum von Porto Maurizio vom Domplatz aus beginnen: Hier blickt man auf die Mauern der Basilika San Maurizio aus dem achtzehnten Jahrhundert, also auf den Dom.
Dann geht noch es ein wenig bergauf zum Borgo Parasio – dem behaglichen mittelalterlichen Viertel im Zentrum – über die Via Fossi und die Via Achille Vianelli. An der letzteren lädt ein Schild dazu ein, zur anschließenden Via Santa Caterina hinunterzugehen, um das Geburtshaus des Schutzpatrons San Leonardo und daneben das schwarz-weiß gestreifte Oratorium, das seinen Namen trägt, zu besuchen. In derselben Straße erinnert ein Gedenkstein daran, dass Felice Cascione, der den Text des Widerstandsliedes „Fischia il vento (Der Wind pfeift)“ verfasst hat, im Haus mit der Nummer 11 geboren wurde.
Die Via Vianelli führt weiter entlang des Ovals von Borgo Parasio und erreicht bald die panoramareichen Bogengänge von Santa Chiara und das nahe gelegene Oratorium San Pietro. Weitere Panoramaausblicke findet man ganz leicht etwas außerhalb der Stadt: Wenn man dem Aurelia-Weg bis zur Höhe des Universitätsgeländes im Viertel Borgo Foce folgt, kann man nach dem Eingang der Salita Monte Calvario suchen, um die Wallfahrtskirche Monte Calvario zu erreichen.
Wallfahrtskirche Nostra Signora delle Grazie
Um die Wallfahrtskirche hoch oben im Grünen oberhalb von Imperia zu erreichen, ist es ratsam, die fünfzehn oder zwanzig Minuten von Porto Maurizio mit dem Autor zurückzulegen. Busse der öffentlichen Verkehrsmittel fahren zum Dorf Montegrazie, von dort aus ist es dann noch etwa ein Kilometer zu Fuß bis zur Wallfahrtskirche.
Die Gründe für die Wahl dieses Ziels sind jedenfalls sehr bedeutend, sowohl wegen der spektakulären Aussicht als auch aus künstlerischer Sicht wegen der spätmittelalterlichen Fresken an den Wänden der Hauptkirche, die in ihrer oft volkstümlichen und an Comics erinnernden Sprache sehr ausdrucksstark sind. Wahrscheinlich wegen einiger brutaler Szenen von Hinrichtungen und zur Vergeltung Verdammten wurden die Wandmalereien im Zuge der Gegenreformation mit Putz überzogen und erst Ende des 19. Jahrhunderts wieder ans Licht gebracht.
Wenn man den Besuch auf andere, weiter im Landesinneren gelegene Orte ausdehnen möchte, dann sollte man sich unbedingt ein Auto besorgen, denn bis nach Arma di Taggia sind es etwa fünfzig Kilometer. Ein Vorschlag, der sich auf jeden Fall anbietet, ist Ceriana, ein Dorf, das sich an steile Hänge und Vorsprünge klammert, mit Mauern und Kirchen, die auf den Felsen thronen und vom traditionellen Tourismus zu Unrecht wenig beachtet werden. Und zum Abschluss finden wir sogar noch einen Nobelpreisträger: Aus Ceriana stammte die Familie des in Imperia geborenen Giulio Natta.