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Acquapendente und die Kathedrale des Heiligen Grabes
Acquapendente, eine charmante kleine Stadt im oberen Latium, wird wegen der Anwesenheit einer Gedächtniskapelle, die an das Heilige Grab der Heiligen Stadt erinnert, häufig als das „Jerusalem Europas“ bezeichnet. Darin werden Steine aufbewahrt, die mit dem Blut Christi benetzt wurden und die von den Kreuzfahrern mitgebracht wurden. Die Kapelle befindet sich in der wunderbaren Krypta des Doms.
Acquapendente ist eine wichtige Etappe der Via Francigena (Frankenweg) und liegt in einem faszinierenden Naturgebiet, dem Reservat von Monte Rufeno.
Die Krypta der Wunder
Die Kathedrale des Heiligen Grabes von Acquapendente bewahrt eine der bedeutendsten romanischen Krypten Italiens aus dem 11. Jahrhundert, eine besonders eindrucksvolle und andächtige Umgebung mit 24 Säulen, die den Raum in neun Schiffe unterteilen, welche mit Tonnengewölben bedeckt sind.
In der Mitte der Krypta erreicht man über eine in den Fels gehauene Doppeltreppe den Schrein, dessen Form der des Heiligen Grabes von Jerusalem sehr ähnlich ist, wo die heiligen Reliquien aufbewahrt werden.
Zwischen Legende und Geschichte
Ab dem 9. Jahrhundert verbreitete sich in Europa die Sitte, kleine Kapellen zu schaffen, die an den Ort erinnern, an dem Christus begraben wurde. Aber warum finden wir gerade in Acquapendente die älteste? Die Erklärung liegt im Nebel der Legende verborgen: Mathilde von Westfalen (895-968 n. Chr.), die Mutter des Kaisers Otto I., soll auf dem Weg nach Rom, wo eine dem Heiligen Grab gewidmete Kirche gebaut werden sollte, gezwungen gewesen sein, in Acquapendente Halt zu machen, weil die Maultiere, die eine Ladung Gold zur Finanzierung des Unterfangens trugen, nicht mehr zum Weitergehen zu bewegen waren. In der folgenden Nacht träumte Mathilde, dass dies der Ort war, um die Kirche zu bauen.
Acquapendente, Land des Wassers und der Schlösser
Die Pilger des Frankenwegs (Via Francigena) sind seit Jahrhunderten in der Krypta von Acquapendente auf die Knie gegangen und der Zustrom hält bis heute an. In der Nähe der Kathedrale nimmt das Haus des Pilgers (Casa del pellegrino) noch immer Gläubige auf dem Weg nach Rom auf. In der Stadt kann man einige elegante Brunnen bewundern, wie die Rugarella-Quelle und die Rigombo-Quelle (oder Mascheroni-Quelle), aus denen das Wasser fließt, das in dieser Gegend reichlich vorhanden ist. Der Name Acquapendente bezieht sich auf das Vorhandensein von Wasserfällen, die in den Fluss Paglia münden.
Sehenswert ist auch das Stadtmuseum, das in drei Standorte aufgeteilt ist, von denen der Bischofspalast (Palazzo Vescovile) der interessanteste ist. Darin ist ein Abschnitt der Via Francigena (Frankenweg) gewidmet. Das eigenartige Amphitheater Cordeschi (1938), das an ein elisabethanisches Theater im Freien erinnert, ist in den Sommermonaten immer sehr aktiv.
Um die herrliche Landschaft zu genießen, lohnt sich auch ein Abstecher nach Torre Alfina, einem Weiler in 12 km Entfernung von Acquapendente, der zu den schönsten Dörfern Italiens gezählt wird, und zwar wegen seiner auffälligen Burg mittelalterlichen Ursprungs, die vom Architekten Giuseppe Partini aus Siena im neugotischem Geschmack renoviert wurde (sie ist seit kurzem für Besichtigungen geöffnet). Außerdem besteht das Dorf aus Steinhäusern und erhebt sich wie eine Vision aus dem Wald von Sasseto, der zu Recht als „Wald der Feen“ bezeichnet wird.
Das Naturschutzgebiet Monte Rufeno
Der Turm Julia de'Jacopo im historischen Zentrum von Acquapendente beherbergt das Besucherzentrum des Naturschutzgebietes des Monte Rufeno, eines der ersten Naturschutzgebiete im Latium und eines der am besten ausgestatteten. Hier kann man auf den vielen Wegen in den staatlichen Wäldern verschiedene Arten von Ausflügen machen, wo Sie Gastfreundschaft in den Bauernhäusern finden können, die vom Betreiber des Parks renoviert wurden.
Im Naturschutzgebiet beginnt der Sentiero dei Briganti (Weg der Banditen), der hinunter in die Maremma des Latiums führt, nachdem er den Bolsenasee gestreift hat. Das Reservat ist wichtig, weil seine dezentrale geografische Lage und die geringe Präsenz des Menschen es verschiedenen Arten ermöglicht haben, sich kontinuierlich zu vermehren: Heute ist es ein Ort, an dem man Rehe, Dachse, Stachelschweine, Eichhörnchen, Marder, verschiedene Raubvögel und sogar den Wolf in freier Wildbahn sehen kann. Ein Ort von unbeschwerter Schönheit und naturalistischem Wert, weniger als zwei Stunden von Rom entfernt.