Ferrandina
Bereits von den griechischen Siedlern besucht, die vom Ionischen Meer aus den Fluss Basento hinauffuhren, um mit den Völkern des lukanischen Hinterlandes Handel zu treiben, verdankt das Dorf Ferrandina seine offizielle Gründung jedoch dem König Friedrich von Aragón. Als König von Neapel Ende des 15. Jahrhunderts entschied sich Friedrich von Aragon, die Ländereien des heutigen Ferrandina den Vertriebenen des angrenzenden Dorfes Uggiano zu übertragen, das während eines Erdbebens im Jahr 1456 dem Erdboden gleichgemacht wurde. Der Name des Ortes wurde zu Ehren des Vaters von Friedrich, König Ferdinand von Aragón, vergeben.
Ferrandina empfängt den Besucher in einer idyllischen Landschaft, umgeben von hunderten von jahrhundertealten Olivenbäumen. Wie viele andere Dörfer der Basilikata liegt auch Ferrandina auf einem steilen Hügel: Seine weiß gestrichenen Häuser bieten den Besuchern immer neue Einblicke und Ansichten. Der touristische Wert von Ferrandina ist vor allem den vielen religiösen Gebäuden zu verdanken, die in den Straßen des Dorfzentrums verstreut sind, wie das Kloster S. Chiara, die Mutterkirche und das Kloster S. Francesco. Bevor Sie das Dorf verlassen, können Sie nur wenige Kilometer entfernt die Überreste der befestigten Burg von Uggiano besuchen, um den Menschen Tribut zu zollen, die Ende des 15. Jahrhunderts das damals neu gegründete Ferrandina bevölkerten.
Parco Regionale Gallipoli Cognato Piccole Dolomiti Lucane
Von Ferrandina aus gelangt man, dem Flusslauf des Basento in Richtung des lukanischen Hinterlandes folgend, nach einigen Kilometern in das Schutzgebiet des Parco Regionale Gallipoli Cognato Piccole Dolomiti Lucane. Kuriose Felsformationen dominieren die Landschaft des Parks. Aufgrund der markanten Form und der feierlich wirkenden vertikalen Ausrichtung dieser Sandsteinspitzen sind diese heute als kleine lukanische Dolomiten bekannt und im Namen des Schutzgebiets enthalten. Neben diesen kahlen Felsspitzen bietet der Regionalpark auch große Flächen, die von dichten und majestätischen Eichen-, Kastanien-, Steineichen-, Zerreichen- und Ahornwäldern bedeckt sind. Vor allem in der Nähe des Monte Croccia und der Wildtieroase für Damm- und Rothirsch, einem Naturschutzgebiet, das diesen beiden einheimischen Tieren gewidmet ist, werden Ausflüge in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden angeboten, um in die unberührte Natur des Basso Basento einzutauchen.
Bei diesen Spaziergängen könnten Sie auch große einheimische Vögel wie den Rotmilan und den Wanderfalken sichten, die zwischen den Felsen oder in den Baumkronen nisten. Am nördlichen Ende des Schutzgebiets empfiehlt es sich, einen weiteren kleinen Umweg zu den Ruinen von Campomaggiore Vecchio einzuplanen. Im Jahr 1885 wurde ein großer Teil dieses Dorfes aus dem 18. Jahrhundert durch einen Erdrutsch verschüttet, weshalb es heute das faszinierende Aussehen eines verlassenen Ortes bietet und in respektvoller Stille besucht werden kann.
Accettura und das anthropologische Naturschutzgebiet Monte Croccia
Der Monte Croccia erhebt sich auf 1.149 Metern Höhe im Herzen des Parco Regionale Gallipoli Cognato Piccole Dolomiti Lucane und ist einer der höchsten Gipfel im lukanischen Hinterland. An seinen Hängen befinden sich die antiken Ruinen der Siedlung Croccia Cognato, die zwischen dem 6. und 4. Jahrhundert v. Chr. von der lokalen Bevölkerung der Samniten gegründet wurde, lange bevor die Römer dieses Gebiet besetzten. Um diese archäologischen Überreste in ihrer Gesamtheit zu erhalten, wurde an dieser Stelledas anthropologische Naturschutzgebiet Monte Croccia eingerichtet. Besucher können auf den vorgesehenen Wegen innerhalb des geschützten Bereichs unter den breiten Kronen des Waldes umher wandern und Höhlen, megalithische Komplexe und einen große Mauerring entdecken.
Wenn man sich vom Monte Croccia aus in südlicher Richtung bewegt, geht es etwa 10 Kilometer auf einer kurvenreichen und malerischen Straße bis zum Dorf Accettura, in dessen dichten Wäldern Dutzende von Kühen der Rasse Podolica unterwegs sind. Bekannt ist Accettura vor allem durch das Maifest. Es handelt sich um ein bäuerliches Ritual, das seit jeher zwischen Ostern und dem Sonntag nach Fronleichnam stattfindet (letzteres ist ein religiöses Fest, das in der Regel um Frühlingsende und Sommerbeginn herum gefeiert wird). Beim Maifest in Accettura wird eine uralte Vereinigung gefeiert, wobei ein Wipfel der Stechpalme, einer in den lukanischen Kleinen Dolomiten weit verbreiteten stacheligen Pflanze, einer monumentalen Zerreiche „zur Frau gegeben “ wird, die in der Umgebung ausgewählt und durch die Gassen des Dorfes transportiert wird. Auf dem Hauptplatz von Accettura sieht der feierlichste Moment des Ritus vor, dass die Spitze der Stechpalme auf den Stamm der Eiche gepfropft wird, als Zeichen der „Eheschließung“ zwischen den beiden Pflanzenarten. Das Ritual des Mai hat seinen Namen nicht von dem gleichnamigen Monat, sondern bezieht sich wahrscheinlich auf den Begriff „maior“, was auf Lateinisch „der oder das Größere“ bedeutet, der „Maggio“ wird zu verschiedenen Zeiten des Jahres auch in anderen Dörfern in der Umgebung gefeiert, wie in Pietrapertosa und in Castelmezzano: Das Ritual von Accettura ist jedoch das bekannteste.
Von Pietrapertosa nach Castelmezzano
Die Route zwischen den Dörfern des guten Lebens in den Schutzgebieten des Basso Basento führt weiter zu zwei antiken Ortschaften, Pietrapertosa und Castelmezzano: Sie liegen in unmittelbarer Nähe zueinander und sind beide umgeben von den feierlichen Sandsteinfelsen der kleinen lukanischen Dolomiten. Die kurvenreichen Straßen, die nach Pietrapertosa und Castelmezzano führen, bieten zahlreiche Aussichtspunkte und schmiegen sich zurückhaltend in den engen Raum, der sich zwischen Felswänden und den Flussläufen der reißenden lukanischen Bäche ergibt.
Pietrapertosa ist die am höchsten liegende Gemeinde der Basilikata auf über 1.000 Metern Höhe. Die Häuser sind auf natürlichen Stufen angeordnet, die sich über den Felsrücken aus lokalem Sandstein erstrecken. Ein Aussehen, das einer tausend Jahre alten Krippe ähnelt, bietet auch Castelmezzano, in dem die geografische Beschaffenheit dieses steilen Dorfes zu Verteidigungszwecken genutzt wurde. Schlösser, Kirchen und jahrhundertealte Klöster ragen über den kleinen malerischen Gassen von Pietrapertosa und Castelmezzano heraus, die die pulsierenden Herzen des Parco Regionale Gallipoli Cognato Piccole Dolomiti Lucane sind.
Aliano und die lukanischen Calanques
Über den Lauf des Flusses Sauro gelangt man nach Aliano, einem wunderschönen Ort, der zwischen den fragilen Lehmspitzen und den steilen Schluchten der lukanischen Gräben liegt. Zwischen den gewundenen Straßen, die diese Region durchqueren, bilden steile Felswände eine Art Mondlandschaft, wie in einer Science-Fiction-Kulisse, die von verschiedenen Aussichtspunkten aus betrachtet werden kann. Aliano ist dank der großen Vielfalt an historischen, kulturellen und natürlichen Sehenswürdigkeiten, die in dieser Gegend vorkommen, ein Aushängeschild des Tourismus in der Basilikata: Aus diesem Grund hat der italienische Touring Club entschieden, dieser Gemeinde die prestigeträchtige Zertifizierung der Orangenen Flagge zu verleihen.
Das Dorf entwickelt sich rund um seinen Hauptplatz, der über kleine und große Treppen mit dem Rest des Dorfes verbunden ist: Die Piazza von Aliano wirkt wie eine Bühne, die perfekt um das geometrische Zentrum des Ortes angeordnet ist. Die Schönheit von Aliano beeindruckte auch den Schriftsteller Carlo Levi, der in den 1930er-Jahren während des faschistischen Regimes in der Lukania einige Zeit in Gefangenschaft verbrachte und dann viele Jahre später den Wunsch äußerte, auf dem Friedhof des Dorfes begraben zu werden. Um in das Leben und die Werke dieses wichtigen Schriftstellers einzutauchen, können Sie in Aliano die Pinacoteca Carlo Levi und den Literaturpark Carlo Levi besuchen.
Craco
Vom Dorf Aliano aus, weiter in Richtung Osten, wird Sie die besondere Landschaft der lukanischen Calanques in den Bann ziehen. Kleine Provinzstraßen ziehen sich durch kahle und trockene Natur. Nachdem Sie erneut den Fluss Sauro überquert haben, welcher hier die Gewässer des Flusses Agri kreuzt, fahren Sie weiter in Richtung der Geisterstadt Craco. Es handelt sich um einen weiteren faszinierenden Ort der Basilikata, der im Gegensatz zum benachbarten Aliano seit langem unbewohnt ist. Im Jahr 1963 zwang ein Erdrutsch die wenigen Einwohner von Craco, dieses sehr alte, auf einem Tonfelsen thronende Dorf für immer zu verlassen. Seitdem ist die Zeit in den Gassen dieses düsteren, in den lukanischen Himmel ragenden Hügels stehen geblieben.
Nach Craco kommt man, wenn man Stillstand und Unbeweglichkeit hautnah erleben möchte. Weit über das hinaus, was sichtbar ist, ist es in Craco das, was nicht mehr ist, was Reisende überrascht. Von der Spitze dieser schwebenden Insel, die die gesamte Basilikata von oben beherrscht, kann man der Fantasie freien Lauf lassen und in nahen und fernen Erinnerungen schwelgen.
Metaponto
Diese Reiseroute, die dem Fluss Basento folgt, kann demnach nur an seiner Mündung enden. Nun bleibt gerade noch Zeit für eine letzte Station, die sich Ihnen mit besonderem Charme und historischer Bedeutung präsentiert: die antike Stadt Metaponto, nur wenige Meter von der Küste des Ionischen Meeres entfernt. An einer weitläufigen und fruchtbaren Überschwemmungsebene gelegen, wo Gemüse und Obst in großen Mengen produziert werden, wurde Metaponto um das 8. Jahrhundert v. Chr. von Siedlern aus dem benachbarten Peloponnes gegründet. Die griechischen Siedler von Metaponto suchten entlang der ionischen Küste nach Metall und anderen Rohstoffen und zielten darauf ab, Handelswege mit der lukanischen Bevölkerung im Landesinneren zu eröffnen. Im Laufe der Jahrhunderte erlangte die Stadt Metaponto dank ihres Flusshafens am Basento eine strategische Bedeutung für den Handel am Ionischen Meer.
Noch heute kann man in einem herrlichen öffentlichen Park bedeutende archäologische Überreste dieser einst blühenden Stadt besichtigen. Heidnische Tempel und Schreine waren entlang der Hauptverkehrsadern des antiken Metaponto angeordnet. Die imposanten Säulen des Wallfahrtsorts Tavole Palatine lassen sich in ihrer ganzen Schönheit bewundern. Sie sind von weiteren faszinierenden Ruinen, wie beispielsweise den Ruinen des griechischen Stadttheaters, umgeben. Die Überreste eines anderen Tempels, der als Wallfahrtsort des Heiligen Biagio della Vinella bekannt ist, verdienen ebenso Ihre Aufmerksamkeit: Hier flossen die therapeutischen Wässer einer lokalen Quelle zusammen. Die ionischen Strände, an denen Metaponto und Umgebung liegen, sind im Sommer ein beliebtes Ziel für Einwohner und Reisende: Ein schönes Bad im Meer ist die beste Krönung dieser Reiseroute im Basso Basento.