Die Aromen der Abruzzen
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Im Herzen der Abruzzen, zwischen hellen Hochebenen und steinernen Dörfern an den Hängen des Gran Sasso, bewahrt die Küche noch heute den langsamen und alten Rhythmus der Jahreszeiten. Es ist eine Welt, in der sich der Duft von Holzrauch und Bergholz mit den Geschichten der Transhumanz vermischt und Aromen entstehen lässt, die von Widerstandsfähigkeit und Authentizität zeugen. Die Abruzzen der Berge sind ein Ort, an dem die Küche nicht nur Nahrung ist, sondern eine Form des Geschichtenerzählens. Jedes Produkt, jedes Rezept spricht von Anstrengung, Identität und Zugehörigkeit. Sie zu probieren bedeutet, in das authentischste Herz der Region einzutauchen.
Arrosticini und Porchetta: die pastorale Seele
Die Arrosticini, kleine Spieße aus Schaffleisch, die auf der Fornacella gebraten werden, verströmen ein Aroma, das das Leben der abruzzesischen Hirten seit Jahrhunderten begleitet. Ihre Einfachheit ist nur scheinbar: Jedes Stück ist ein Konzentrat der Tradition.
Die Porchetta aus den Abruzzen, die Königin der Volksfeste, trägt die Kühnheit der Kräuter der Monti Gemelli und die langsame Zubereitung in sich, die sie außen knusprig und innen weich macht. Campli bewahrt die älteste Kunst nach einer Praxis, die von Generation zu Generation weitergegeben wird.
Käse mit Charakter und hausgemachte Pasta
Die Berge bewahren auch ein einzigartiges Erbe der Käseherstellung. Der Caciofiore aus L’Aquila besticht durch sein zartes Aroma; der Canestrato di Castel del Monte, hart und kompakt, verkörpert die ganze Kraft der Hochgebirgsweiden; der Pecorino di Farindola, der mit einem seltenen Schweinelab hergestellt wird, ist eine wahre Zeitreise.
Neben dem Käse steht die frische Pasta für die Küche der abruzzesischen Häuser. Die von Hand gezogenen und geschnittenen Maccheroni alla Chitarra sind die Protagonisten der Familiensonntage, oft mit einer roten Sauce mit kleinen Fleischbällchen serviert. Die Scrippelle ’mbusse und der Timballo Teramano runden ein Repertoire ab, das nach Tradition und Geselligkeit duftet.
Linsen aus Höhenlagen und alte Getreidesorten
Wenn man auf tausend Meter Höhe hinaufsteigt, werden die Felder karger, die Luft dünner. Hier, rund um Santo Stefano di Sessanio, wächst eine kleine violette Linse mit intensivem Geschmack, die nicht eingeweicht werden muss und Suppen einen rustikalen und authentischen Charakter verleiht.
In denselben Gebieten wird der Weizen Solina angebaut, eine sehr alte Sorte, die gegen Kälte und Schnee resistent ist. Aus seinem weichen und duftenden Mehl werden Brote und Nudeln hergestellt, die von den bäuerlichen Abruzzen vergangener Zeiten erzählen.
Das stille Geschenk der Wildkräuter
Bei einem Spaziergang auf den Wegen der abruzzesischen Parks stößt man leicht auf ein Mosaik aus Wildkräutern: Rübstiel, Borretsch, Brennnesseln, wilder Spargel. Einst waren sie das Herzstück der einfachen Küche, heute sind sie wieder die Protagonisten in Rezepten wie Pizz'e'foje oder in den komplexen Virtù Teramane. Ihr Geschmack ist der der Erde, unverfälscht und entschieden.
Die süße Seite der Abruzzen
Die Tradition der Süßwaren aus den Abruzzen ist ein Geflecht familiärer Erinnerungen. Die Pizza Dogge mit ihren bunten Schichten bereicherte die Tische bei besonderen Anlässen; die Bocconotti duften nach Mandeln und Schokolade; der Parrozzo, der von D’Annunzio geliebt wurde, verzaubert mit seiner Zartbitterglasur; die Ferratelle, die auf alten verzierten Eisen gebacken werden, erinnern an die bäuerliche Küche. Und dann die Confetti di Sulmona, kleine zuckerhaltige Juwelen, die mit handwerklicher Geduld geformt werden.
Safran aus L’Aquila: das rote Gold der Berge
Auf der Hochebene von Navelli werden in der prickelnden Oktoberluft bei Sonnenaufgang die zarten Safranblüten gepflückt. Aus ihrem Herzen werden nacheinander die scharlachroten Stigmen extrahiert, die nach dem Trocknen zum Safran DOP dell’Aquila werden. Es ist ein einzigartiges, kostbares Produkt, das aus Tausenden von sorgfältigen Gesten und der absoluten Hingabe der Erzeuger entsteht.