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Die Basilika Sant'Andrea in Vercelli, die erste gotische Kirche Italiens
Das Wahrzeichen der Stadt, die Basilika Sant'Andrea in Vercelli, zählt unter anderem zu den ersten gotischen Kirchen Italiens.
Die beiden Glockentürme an der grünen Steinfassade, der achteckige Turm und das perfekte Zusammenspiel von romanischer Tradition und gotischer Kunst machen sie zu einem wahren Juwel, das es zu entdecken gilt. Versäumen Sie nicht, das nahe gelegene Kloster mit dem Kreuzgang aus der Renaissance und dem Kapitelsaal mit seinen gotischen Gewölben zu erkunden.
Alles begann im Jahr 1219
Man schrieb das Jahr 1219, als Kardinal Guala Bicchieri die Abtei gründete, die erst 8 Jahre später fertiggestellt wurde, als die Einflüsse der europäischen Gotik bereits spürbar waren. Die Kirche vereint sowohl den typischen romanischen Stil der Gegend als auch die ersten Einflüsse der gotischen Kunst. Der Architekt des Komplexes war über die neuesten Entwicklungen auf dem Laufenden.
Der Kardinal war vor Kurzem aus England zurückgekehrt, wo er als päpstlicher Legat Ansehen und Wertschätzung erntete und mit kostbaren Geschenken reich belohnt wurde. Aufgrund der zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel berief der Kardinal einige Kanoniker der Kongregation von St-Victor aus Paris nach Vercelli und übertrug ihnen die Verantwortung für die zu errichtende Abtei.
Für sich selbst beanspruchte der Kardinal eine der Lünetten an den Portalen, die linke. Dort befindet sich sein Porträt auf Stein, während er die Kirche dem thronenden heiligen Andreas übergibt, dessen Martyrium in der Lünette des zentralen Portals dargestellt ist.
Türme, Fensterrosen und Farben
Zwei Türme erheben sich an den Seiten der Fassade, ein für Norditalien ungewöhnliches Bauwerk. Vor Ihnen öffnen sich drei Gewändeportale, eine große Fensterrose und Loggien, die der mächtigen Masse des Gebäudes Leichtigkeit verleihen. Die Fassade besticht durch ihr eindrucksvolles Farbenspiel: weißer Putz, rote Ziegel und grüner Stein. Das Ergebnis ist ein außergewöhnlicher Eyecatcher. Das Farbenspiel findet sich auch im Inneren der Kirche wieder, wobei die starken Kontraste zwischen Weiß und Rot die architektonischen Elemente unterstreichen.
Der Komplex hat sich im Laufe der Zeit kaum verändert. Die rechteckige Apsis im Zisterzienser-Stil, die drei für die gotische Architektur typischen Schiffe, die Strebepfeiler und Strebebögen schmücken dieses Bauwerk seit acht Jahrhunderten. Eine Ausnahme bildet der neue Glockenturm, der im 15. Jahrhundert etwas abseits an der rechten Seite der Kirche errichtet und mit seinen 65 Metern als der höchste der Stadt gilt. Im Vergleich zur Basilika ist er leicht schräg angeordnet. Es wäre möglich, dass für seinen Bau die Fundamente eines alten Glockenturms verwendet wurden, der vor der Errichtung der Kirche abgerissen wurde – was seine Lage erklären würde.
Der Kreuzgang
Von den Räumlichkeiten des Klosters, das neben der Basilika als Unterkunft für die Mönche erbaut wurde, können Sie noch heute einen prächtigen Kapitelsaal mit vier zentralen Säulen bewundern, die die Rippen der neun Gewölbebögen stützen. Sehr gut erhalten ist auch der Kreuzgang, der im 13. Jahrhundert errichtet und 300 Jahre später umgebaut wurde, als die Lateran-Kanoniker die Viktoriner ablösten. Er bildet den Kern des Klosters mit seinen „gehäkelten“ Kapitellen und Fresken, die auf einen Garten mit einem Brunnen zeigen. Der Zugang wird über das linke Kirchenschiff der Basilika gewährt.
Das Hospital von Sant'Andrea
Der Kardinal, der sich nicht damit zufrieden gab, eine Basilika und ein Kloster gebaut zu haben, veranlasste die Errichtung eines Gebäudes für die Pilger, das im Laufe der Zeit weiter ausgebaut wurde. Von der ursprünglichen Konstruktion sind noch heute die Bogengänge und ein mit Fresken bemalter Saal erhalten.
Die Legende des unterirdischen Sees
Der Legende nach wurde die Basilika auf einem unterirdischen See erbaut, dessen Ausmaß dem des Gebäudes entspricht. Dieser ist über eine Treppe zugänglich, die in den Stein einer kleinen Höhle gehauen wurde. Wenn Sie dieser entlang gehen, kommen Sie zu dem mysteriösen Wasserbecken. Auslöser für die Verbreitung der Legende war, dass unter der Basilika ein Grundwasserleiter vermutet wurde. Zweifellos ist diese Ausführung weitaus weniger faszinierend als die Geschichte des unterirdischen Sees.