In Neapel zum Festtag des San Gennaro – zwischen Tradition und Spiritualität
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Am 19. September feiert Neapel den Festtag des San Gennaro, des Heiligen Januarius. Dies ist ein ganz besonderer Tag für Neapel, an dem die tiefe Verehrung der Einwohner der Stadt für ihren Schutzpatron zum Ausdruck kommt – eine faszinierende Mischung aus Tradition und Spiritualität.
Aus dem Reliquiar wird die Ampulle mit dem getrockneten Blut des Märtyrers entnommen, und jedes Jahr aufs Neue findet das so genannte Blutwunder des San Gennaro statt, bei dem sich das Blut verflüssigt.
Diesem Spektakel beizuwohnen, ist eine einzigartige Erfahrung, bei der man neben dem dicht gepackten Programm der Feierlichkeiten auch die aufrichtige, überbordende Begeisterung der Einwohner von Neapel erleben kann.
Der Kult des San Gennaro zwischen Geschichte und Legende
Januarius lebte in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts und wurde Bischof von Benevent. Er wurde verfolgt und schließlich unter Kaiser Diokletian gemeinsam mit weiteren Gläubigen zum Tode verurteilt, da sie sich weigerten, ihrem Glauben abzuschwören.
Seine Enthauptung am 19. September 305 in Miseno gab sofort Anlass zu einer Reihe von Legenden. Eine davon besagt, dass er eigentlich dazu verurteilt worden war, von den Tieren im Amphitheater zerfleischt zu werden – doch die Tiere hatten sich ihm sanftmütig zu Füßen gelegt, sodass man ihn stattdessen enthauptete. Eine weitere weit verbreitete Legende besagt, dass sich der Stein, auf den sein Blut fiel und der bis heute in Pozzuoli aufbewahrt wird, am Tag seines Martyriums rot färbt.
Der Kult des San Gennaro und seiner Reliquien, der von Mystik und tiefem Glauben genährt wurde, begann lange vor seiner Heiligsprechung im Jahre 1586.
Die Reliquien des San Gennaro
Die Verehrung des Heiligen ist eng verbunden mit dem Kult um seine Reliquien, die in einer Krypta des Doms von Neapel aufbewahrt werden. Es handelt sich um eine Vitrine mit zwei Ampullen – eine leer, die andere gefüllt mit dem Blut des Heiligen, das am Tag seiner Enthauptung von den Gläubigen aufgefangen wurde: Dieser Volksglaube wird auch von den kirchlichen Institutionen unterstützt. Wer am 19. September die Kathedrale besucht, um an den Feierlichkeiten teilzunehmen, kann Zeuge des sogenannten „Blutwunders“ werden, bei dem der Kardinal die Ampulle dreht und wendet, um den Gläubigen das Wunder zu demonstrieren.
Das außergewöhnliche Ereignis wiederholt sich dreimal im Jahr: am Samstag vor dem ersten Sonntag im Mai, am Ende einer Prozession zum Gedenken an die Überführung der sterblichen Überreste von Pozzuoli nach Neapel am 19. September, dem Jahrestag des Martyriums, sowie am 16. Dezember. Letzteres Datum erinnert an den verheerenden Vesuvausbruch im Jahr 1631: Nach Ansicht des neapolitanischen Volkes war es San Gennaro, der die Stadt vor einer Verwüstung durch die Lava bewahrte.
Der Festtag des San Gennaro in Neapel: Das Programm
Am 19. September öffnet die Kathedrale am frühen Morgen und schließt nicht vor 21 Uhr. Zwischen 9 und 10 Uhr begibt sich der Kardinal in die Schatzkapelle, um die Ampulle zu entnehmen. Die Veranstaltung beginnt und gipfelt in der Verflüssigung des getrockneten Blutes, begleitet vom festlichen Läuten der Glocken. Wenn sich das Blut einmal nicht verflüssigt, gilt dies als schlechtes Omen – ein seltenes Ereignis, das nur wenige Male eingetreten ist. In den folgenden 8 Tagen wird die Ampulle ausgestellt, in ganz Neapel findet man in dieser Zeit zahlreiche Stände, an denen Essen sowie dem Heiligen gewidmete Gegenstände angeboten werden. Zudem erleuchten unzählige Lichter die Straßen der Stadt.
Unternehmungen an den Festtagen des San Gennaro
- Die offizielle Bezeichnung der Kathedrale von Neapel lautet Duomo di Santa Maria Assunta. Lassen Sie es sich nicht entgehen, an den Feierlichkeiten am 19. September teilzunehmen, aber besuchen Sie die Kathedrale auch einige Tage vorher, um sie in Ruhe bewundern zu können: Sie ist ein wahres Meisterwerk, das verschiedene Stile kombiniert – von der Gotik des 14. Jahrhunderts bis hin zu Stilelementen des 19. Jahrhunderts.
- In ihrem Innenraum ziert die Büste von San Gennaro den Hauptaltar. Die Neapolitaner nennen sie liebevoll „faccia gialla“, also „gelbes Gesicht“, da sie ein goldfarbenes Gesicht hat. Sie wenden sich an den Heiligen, um Dank und Schutz vor Katastrophen zu erbitten – vor allem vor einem Ausbruch des Vesuv sowie Erdbeben. Scheuen Sie sich nicht, ebenfalls einen Wunsch zu äußern: Die Gläubigen werden Ihnen versichern, dass der Heilige Sie auf jeden Fall erhören wird. Anschließend können Sie in die monumentale Krypta hinabsteigen, in der sich die heiligen Reliquien befinden.
- Vergessen Sie nicht, auch dem Museum des Schatzes von San Gennaro direkt neben der Kathedrale einen Besuch abzustatten. Die dort ausgestellten kostbaren Gold- und Silberobjekte, Votivgaben, Gemälde und Schmuckstücke werden Sie ganz sicher beeindrucken. Schauen Sie sich dabei unbedingt die Halskette des San Gennaro an, die mit unzähligen Diamanten, Rubinen und Smaragden von unschätzbarem Wert besetzt ist.
- Probieren Sie das für das San-Gennaro-Fest typische Zitronen-Zimt-Gebäck, aber schauen Sie auch in den historischen Konditoreien vorbei, die jedes Jahr ein neues Produkt zu Ehren des Heiligen kreieren – beispielsweise Sfogliatelle in der Form der Kopfbedeckung des San Gennaro oder in der Form des Vesuvs, gefüllt mit köstlicher Creme.
- Werfen Sie zudem einen Blick auf das riesige, 15 Meter hohe Wandgemälde des San Gennaro, das von dem talentierten Straßenkünstler Jorit gestaltet wurde. Es befindet sich an der Fassade eines Gebäudes im Viertel Forcella neben der Kirche San Giorgio Maggiore unweit der Kathedrale.