Übersicht
Die Altstadt von Triest wird vom Hügel San Giusto dominiert und auf dem Hügel San Giusto dominiert die Kathedrale, die über eine ziemlich steile gepflasterte Straße erreicht wird: Der Fluchtpunkt der Straße ist die gotische Rosette aus dem 14. Jahrhundert, die sich in der Mitte der Giebelfassade aus Sandstein abhebt. Wenn man sich der Basilika nähert, bemerkt man, dass das zentrale Portal nicht auf die Rosette ausgerichtet ist. Diese kuriose Anomalie erklärt sich dadurch, dass die heutige Kirche das Ergebnis der Verschmelzung zweier bereits bestehender paralleler Basiliken ist, die von einem Baptisterium flankiert werden: ein Schema, das im Mittelalter in der Region der oberen Adria durchaus üblich war. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts, als sich die freie Kommune durchsetzte, wollten die Einwohner von Triest eine neue Kirche, aber da sie es sich nicht leisten konnten, ein großes Gebäude von Grund auf neu zu errichten, hatten sie die Idee, das rechte Kirchenschiff der Kirche Mariä Himmelfahrt und das linke der Kirche San Giusto abzureißen und so die beiden Gebäude durch ein neues zentrales Kirchenschiff zu verbinden. Diese Vorliebe für die Wiederverwendung zeigt sich in anderen Details: Die Pfosten des zentralen Portals stammen von einer römischen Grabstele, während die Statue des Heiligen Justus, die den Glockenturm schmückt, aus einem Kopf und einem Körper unterschiedlicher Herkunft besteht. Die Triester mussten jedoch mit dem außergewöhnlich großen, fünfspaltigen Innenraum, der von einem Dschungel aus Säulen durchzogen war, sehr zufrieden sein. Die beiden Apsiden an den Seiten der zentralen Apsis, in denen die Hauptaltäre der bereits bestehenden Kirchen Assunta und San Giusto untergebracht waren, sind beide mit wertvollen Mosaiken aus dem 12. bis 13. Jahrhundert der venezianisch-byzantinischen Schule geschmückt und bilden einen schönen Kontrast zur zentralen Apsis, die 1932 vom venezianischen Künstler Guido Cadorin (1932) geschaffen wurde.