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Die Abtei von Chiaravalle, ein Juwel der Zisterzienser und eine Oase des Friedens
Die Autobahn Autostrada del Sole und ihr verkehrsreichster Abschnitt zwischen Fiorenzuola und Fidenza ist nicht weit entfernt, aber trotzdem erscheint die Abtei von Chiaravalle della Colomba in Alseno, zwischen Piacenza und Parma, als eine Oase des Friedens, der Stille und des Gebets. Genau wie es ihr Gründer San Bernardo di Chiaravalle, eine charismatische Persönlichkeit aus dem Orden der Zisterzienser, vorgesehen hatte.
Historisches Wahrzeichen
Auf Anregung des Bischofs von Piacenza, Arduino, gründete San Bernardo 1135 in seiner Diözese eine Gemeinschaft von Mönchen, die einen tiefgreifenden Einfluss auf das religiöse und zivile Leben in der Gegend und in ganz Norditaliens haben sollte. Noch heute zählen der wunderbare mittelalterliche Kreuzgang und seine strenge romanisch-gotische Basilika zu den interessantesten Zeugnissen für den Stil und die Architektur der Zisterzienser in Italien.
Kontemplation und Feldarbeit
Durch die Architektur gaben die Zisterzienser der strengen Einfachheit ihrer Regel, die auf dem benediktinischen Ora et Labora beruht, dem kontemplativen und zugleich aktiven Leben, Form und Substanz: Jahrhundertelang war das Leben der Mönche, die in der napoleonischen Zeit vertrieben worden waren und 1937 hierher zurückkehrten, gekennzeichnet durch den Wechsel von Feldarbeit und Studium und Gebet. Sie betrieben Ackerbau, machten Ländereien urbar, züchteten Vieh und prägten die Gegend damit maßgeblich bis heute.
Das Geheimnis der weißen Taube
Eine der vielen Legenden, die sich um die Gründung der Abtei ranken, ist der Mythos der Taube, die sie auch im Namen trägt. So soll es eine weiße Taube gewesen sein, die den Mönchen mit einer Reihe von Strohhalmen den Ort und den Umfang des zu errichtenden Klosters andeutete. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Taube einfach an das marianische Thema der Verkündigung erinnert, das den Zisterziensern sehr am Herzen liegt: Es ist kein Zufall, dass auch die Basilika Santa Maria Assunta gewidmet ist.
Der Klosterkomplex, ein Juwel der mittelalterlichen Architektur und ein Fixpunkt auf historischen Kulturrouten, ist Teil des Vereins Charte européenne des abbayes et sites cisterciens, in dem alle wichtigen europäischen Zisterzienserstätten zusammengefasst sind. Zudem ist er eine Etappe auf zwei bedeutenden Kulturrouten, die vom Europarat unterstützt werden: der Via Francigena und der Route européenne des abbayes cicterciennes.
Besonders sehenswert sind die Basilika mit ihrer nüchternen Gestaltung aus Terrakottaziegeln, die den Moment des Übergangs zwischen der Romanik und der Gotik markiert. Sie hat einen dreischiffigen Grundriss, der sich außergewöhnlich in die Höhe entwickelt, dazu kommen der Kapitelsaal, das „Parlament“ des mönchischen Lebens, und der schöne Kreuzgang: Er wurde im 13. Jahrhundert erbaut und ist immer noch in seinem gesamten Umfang intakt, was ihn zu einem der am besten erhaltenen seiner Zeit macht. Hier wird die so andächtige wie mystische Atmosphäre spürbar, die von der komplexen Zahlensymbolik seiner Architektur ergänzt wird.
Blumenschmuck, Dorffeste und Prozessionen
Auch wenn sie das ganze Jahr über geöffnet ist, ist die beste Zeit, um die Abtei von Chiaravalle della Colomba zu besuchen, zwischen Mai und Juni, wenn nach einem tausendjährigen Brauch anlässlich des Fronleichnamsfestes im Mittelschiff der Basilika die traditionelle „Infiorata“ gestaltet wird, ein farbenfroher Teppich, auf dem Gemälde und Darstellungen von Heiligen mit Blüten und Blättern nachgebildet werden.
In der Woche um den 20. August hingegen wird anlässlich des Jubiläums des Schutzheiligen im Park der Abtei jedes Jahr das Fest von San Bernardo organisiert, eine Gelegenheit, das gastronomische Angebot von Piacenza zu genießen, während Sie die Ankunft der Prozession erwarten, die in Fiorenzuola beginnt und bei der die Statue des Heiligen den Templerrittern getragen wird. Eine gute Gelegenheit, um Kulinarisches mit Sehenswertem zu verbinden.
Ein Tipp: Die Mönche von Chiaravalle stellen verschiedene Produkte her, wobei vor allem die Liköre sehr beliebt sind, die nach jahrhundertealten Rezepten aus aromatischen Kräutern gewonnen werden und zusammen mit einer großen Auswahl an Kräutertees in der Liquoreria erhältlich sind.
Anfahrt
Von der Autobahn A1 (aus Bologna oder Mailand) oder der A21 (aus Brescia oder Cremona) nehmen Sie die Ausfahrt Fiorenzuola d'Arda. Dann fahren Sie anderthalb Kilometer auf der Straße SP462R weiter und nehmen die Umgehungsstraße Fiorenzuola bis zur Ausfahrt Fiorenzuola Est/Chiaravalle. Von hier aus bleiben Sie einen Kilometer auf der Via Emilia Ovest und fahren dann links in die Strada Busazza ein. Nach 800 Metern biegen Sie rechts ab und folgen den Schildern nach Alseno und zum kostenlosen Parkplatz der Abtei. Das Kloster ist auch zu Fuß direkt vom Rastplatz Chiaravalle der A1 über einen etwa 600 Meter langen Fußgängerweg erreichbar, dessen Zugang über ein Drehtor erfolgt.