Übersicht
Gibt es auch in Venedig einen schiefen Turm? Ja, es ist der romanische Glockenturm der Kirche Santo Stefano im Stadtteil San Marco. Mit seinen über 60 Metern ist er einer der höchsten in Venedig und scheint trotz der gut sichtbaren Neigung von über 2 Metern zwischen Boden und Spitze wie durch ein Wunder aufrecht zu stehen. Abgesehen vom Glockenturm verbirgt diese alte Kirche, die zwischen dem 14. und 15. Jahrhundert von den Augustiner-Orden wieder aufgebaut wurde, viele weitere bemerkenswerte Merkmale: zum Beispiel den Rio di Santo Stefano, der unter dem Presbyterium fließt und nur bei Ebbe befahrbar ist, oder den kleinen Kreuzgang, in dem ein schönes Skulpturenmuseum eingerichtet ist, darunter einige Renaissance-Werke von Tullio und Antonio Lombardo und eine raffinierte Grabstele von Antonio Canova (1808). Aus architektonischer Sicht ist die Kirche eines der besten Beispiele der venezianischen Hochgotik: In der roten Backsteinfassade sticht das prächtige Portal hervor, das 1442 von Bartolomeo Bon geschaffen wurde. Der Innenraum besteht aus drei Schiffen mit schlanken Spitzbögen und einer schönen Decke in Form eines Schiffsrumpfes, während in der Apsis ein prächtiger Holzchor aus dem Jahr 1488 erhalten ist. Die Sakristei der Kirche ist eine außergewöhnliche Fundgrube venezianischer Kunstwerke: Der Heilige Nikolaus von Bari und der Heilige Laurentius (um 1475) von Bartolomeo Vivarini und vor allem vier Gemälde von Tintoretto aus der aufgelösten Kirche Santa Margherita, ein Letztes Abendmahl (1579-80), eine Auferstehung (um 1565), eine Fußwaschung (1579-80) und ein Gebet im Garten (1579-80). Insbesondere das Letzte Abendmahl ist ein lebendiges und kraftvolles Werk, das den Gemälden der Scuola Grande di San Rocco ähnelt, vor allem in der Wiedergabe der Lichteffekte.