Das Borges-Labyrinth in Venedig, ein von der Literatur inspirierter Garten
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Die 3.250 Buchsbaumsträucher des Labyrinths sind eine Hommage an den genialen argentinischen Schriftsteller und Dichter des 20. Jahrhunderts Jorge Luis Borges. In diesem Gartenlabyrinth verirrt man sich nicht, sondern findet eine Dimension purer Schönheit.
Der Designer: Poet und exzentrischer Engländer
Das Labyrinth Borges wurde 2011 von der Stiftung Giorgio Cini anlässlich des 25. Todestages von Jorge Luis Borges errichtet.
Es wurde von der Witwe des großen Intellektuellen, Maria Kodama, ebenfalls Schriftstellerin und Übersetzerin aus Argentinien, in Auftrag gegeben. „Dieses Labyrinth wurde hier in Venedig geschaffen, weil sie eine der von Borges am meisten geliebten Städte war. Eine Stadt wie ein Labyrinth, einzigartig und von subtiler Feinheit und Komplexität. Sie ist wunderbar mit einer ebenso wunderbaren Geschichte“, erzählte sie und erklärte so den Grund für die Wahl der Lagunenstadt.
Es wurde von Randoll Coate entworfen, einem exzentrischen englischen Diplomaten und Autor von Labyrinthprojekten auf der ganzen Welt, von denen 50 allein in Großbritannien sind.
Fasziniert vom Engagement des Schriftstellers, den er auch kennengelernt hatte, ließ sich der Designer von Borges berühmtem Buch inspirieren: Der Garten der Pfade, die sich verzweigen aus dem Jahr 1941, das in dem Band Fiktionen enthalten ist. Das Thema des Labyrinths taucht im Text immer wieder auf, und die ganze Geschichte entfaltet sich in Rätseln und Paradigmen, die sich auf unerwarteten Wegen verzweigen.
Er konnte das Werk nicht vollenden, aber sein Entwurf nahm schließlich an einem magischen Ort die Form an, die er sich gewünscht hatte.
Symbole und Rätsel
Im Inneren des Borges-Labyrinths kann man auf einem 1 Kilometer langen Weg, der auch für Sehbehinderte zugänglich ist, in völliger Sicherheit spazieren gehen.
Es handelt sich nicht um einen Irrgarten mit Fallen, sondern um einen Spaziergang im Grünen, der manchmal ein Gefühl der Orientierungslosigkeit vermittelt und den Besucher in eine Dimension zwischen Spiritualität und Metaphysik führt. Der Spaziergang auf den Pfaden regt zum Nachdenken, zum Staunen und zu intimen Erinnerungen an.
Suggestiv wirkt die Präsenz von Elementen im Garten, die der Schriftsteller liebte: Sanduhren, Spiegel, Sand, ein Tiger, ein Stock und ein riesiges Fragezeichen. Sie möchten noch mehr? Machen Sie einen Spaziergang durch den Garten und hören Sie den Original-Soundtrack, komponiert von Antonio Fresa und gespielt vom Orchester des Theaters La Fenice aus Venedig.
Eine unumgängliche Tour auf der kleinen Insel der Wunder
Die Führung durch das Borges-Labyrinth dauert knapp eine Stunde, aber San Giorgio Maggiore ist ein wunderbarer Ort zum Entdecken: eine kleine Insel voller Wunder.
Sie beherbergt die Fondazione Giorgio Cini mit einer Bibliothek von 300.000 Bänden zu Geisteswissenschaften, Geschichte, Kunst, Literatur, Musik, Theater und Orientalistik.
Zu den prachtvollen Sälen aus dem 17. Jahrhundert gesellt sich seit kurzem ein Projekt des italienischen Architekten Michele De Lucchi. Es handelt sich um die Nuova Manica Lunga, die im ehemaligen Dormitorium der Benediktiner errichtet wurde.
Ein weiteres Eintauchen in die Vegetation erwartet den Besucher beim Besuch des Bosco (ebenfalls Eigentum der Fondazione Cini, Reservierung erforderlich), der das Teatro Verde und die Vatikanischen Kapellen beherbergt, zehn Kapellen, die als diffuser Pavillon des Vatikans für die Architekturbiennale 2018 errichtet wurden.
Und am Ende geht es hoch hinaus
Die Basilica di San Giorgio Maggiore, die der Insel ihren Namen gab und zu der ein Kloster gehört, ist ein Meisterwerk von Andrea Palladio und beherbergt zahlreiche Kunstwerke. Die Kirche überragt das Becken von San Marco. Warten Sie auf die Fähre und nehmen Sie den Aufzug zum Campanile, der für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Er ist einer der schönsten Aussichtspunkte auf die Lagunenstadt. Vor Ihnen liegen der Markusplatz, die Punta della Salute und ein großer Teil der Lagune. Auf der einen Seite sieht man das offene Meer in Richtung Lido, auf der anderen Seite die Insel Giudecca.
Die Insel liegt strategisch günstig: Von oben bietet sich ein außergewöhnlicher Blick, der es ermöglicht, die komplizierte Geographie Venedigs und die Details der Kuppeln und Türme zu erfassen. Nur von hier oben kann man die vielen Dächer mit ihren Schornsteinen und Altanen bewundern: kleine, charmante Holzterrassen, die in der Sonne liegen.