Übersicht
Klein in der Größe, immens in der architektonischen Qualität und der Bedeutung in der Kunstgeschichte: Die von Francesco Borromini entworfene Kirche S. Ivo alla Sapienza gilt als einer der höchsten und originellsten Ausdrucksformen des römischen Barocks, ein Bezugspunkt für Generationen von Architekten. Die zwischen 1643 und 1660, dem Jahr ihrer Weihe, erbaute Kirche fügt sich in den Baukörper des Palazzo della Sapienza ein und schließt die Perspektive des zentralen Innenhofs auf der gegenüberliegenden Seite des Eingangs ab. Borromini, der 1632 zum Architekten der Sapienza ernannt wurde, musste in einem Raum arbeiten, der bereits von seinen Vorgängern definiert worden war, eng und viereckig. Er verwandelte es radikal, indem er eine Kirche mit einem zentral gemischten Grundriss errichtete, die ebenso faszinierend wie komplex in der Geometrie war. In der Tat ist der Grundriss der Kirche S. Ivo ein sechszackiger Stern, der aus zwei sich schneidenden Dreiecken besteht, ein doppeltes Symbol der Dreifaltigkeit, in der Mitte bildet die Schnittstelle zwischen den Dreiecken ein Sechseck.
Die Wände werden von einem Gebälk überragt, das sich mit konkaven, geraden und konvexen Seiten abwechselt, auf dem eine Kuppel mit sechs Spitzen mit heller und leuchtender Verzierung ruht, die den Rokoko-Geschmack vorwegnimmt. Auch der Boden ist ein Werk von Borromini, der ein Design aus schwarzen und weißen Marmorintarsien erfand. Auf dem Altar befindet sich ein großes Altarbild, das dem Heiligen Ivo Hélory gewidmet ist, ein Werk von Pietro da Cortona, das nach dem Tod des Meisters im Jahr 1669 unvollendet blieb und von seinen Schülern vollendet wurde. Außen ist die Kuppel von einer Laterne mit konvexen Seiten umgeben, die vom Innenhof des Palastes aus gesehen mit der darunter liegenden konkaven Exedra kontrastiert. Sie wird von einer abgestuften Abdeckung und einer spiralförmigen Laterne gekrönt, die mit ihrem Aufwärtsschwung zur Ikone des gesamten Palazzo della Sapienza geworden ist.